Teiche richtig anlegen und pflegen
Gewässer sind hoch komplexe Ökosysteme und für die Biodiversität von hoher Bedeutung. Sowohl außerhalb als auch direkt auf Golfplätzen, wie Dr. Gunther Hardt, Leiter des Arbeitskreises Biodiversität des Deutschen Golf Verband (DGV), betont. „Es gibt ganz wertvolle Biotop-Typen für Tiere und Teiche. Außerdem besitzen sie eine hohe ökologische Wertigkeit für viele Pflanzen.“
Gleichzeitig betont er aber auch, dass Gewässer, die in Still- und Fließgewässer eingeteilt werden, einer speziellen Pflege, bedürfen. „Die gesamte Wasserökologie muss stimmen.Hier wird auf Golfplätzen aus Unwissenheit viel falsch gemacht. Manche Teiche sehen schön aus, sind aber nicht nachhaltig angelegt.“
„Umkippen“ verhindern
Bei unsachgemäßer Vorgehensweise können die Ökosysteme schnell ins Ungleichgewicht geraten. Stillgewässer (z.B. ein Teich) müssen dann aufwendig und teuer saniert werden. Deshalb muss verhindert werden, dass ein Teich „umkippt“ und eine negative Sauerstoffbilanz erhält. Ein Nährstoffeintrag ins Gewässer durch Rasenschnitt, Falllaub oder aber Wassergeflügelkot sollte regelmäßig beseitigt werden. Außerdem sollte der Eintritt durch Düngemittel prinzipiell verhindert werden. Zudem sollte ein Aufwühlen der Sedimentschichten bei Wassertemperaturen über zwölf Grad Celsius vermieden werden. Ebenso eine Erwärmung der Flachwassertemperatur, die eine verminderte Bindungsfähigkeit von Sauerstoff mit sich bringt. Teiche im Schatten von Bäumen (z.B. Weide, Erle, Pappel) und Sträuchern haben aus dieser Sicht einen Vorteil. Laubbäume sollten wegen des Falllaubes und Wurzelbildung allerdings mindestens sechs Meter vom Ufer entfernt wachsen.
Richtiger Fischbesatz
Ein gleichmäßiger Fischbesatz der Gewässer spielt ebenfalls eine große Rolle für das Ökosystem. Zu viele Fische, die zum Fischen vorgesehen sind, sind ebenso kontraproduktiv wie Kois und deren Hybriden, die auf der Suche nach Fressbarem ständig den Gewässergrund durchwühlen und somit immer wieder Nährstoffe in bereits nährstoffgesättigte Wasserflächen spülen. Hiermit wird die sogenannte Eutrophierung beschleunigt. Das Verhältnis von Fried- zu Raubfischen muss zudem stimmen und ein Einbringen von ausländischen Fischarten ist gemäß Paragraf 40 des Bundesnaturschutzgesetzes verboten. Der Einsatz und die Überwachung von Edelkrebsen und Teichmuscheln sollte nur durch akkreditierte Fachinstitutionen durchgeführt werden.
Vegetationsstreifen, Tiefe und unnötige Fontänen
Hardt empfiehlt zudem bei der Gestaltung von Gewässern, die Gestaltung der Vegetation im Randbereich ebenso stark zu beachten wie die nötige Tiefe des Gewässers. „Wenn das stimmt, funktioniert der Wasserkreislauf von alleine“, so der Autor des Infoblatts Gewässer und Teichanlagen auf Golfplätzen im Rahmen der Zertifizierung Golf&Natur. Energie und Kosten verursachende Wasserfontänen könne man sich dann sparen, insbesondere wegen der Verdunstungsrate und dem oftmals gegenteiligen Effekt bei der Wasserumwälzung und -erwärmung in flachen Teichen.
Im Rahmen eines Beitrages des Greenkeepers Journal 1/20 zu Teichanlagen auf Golfplätzen beziffert Andreas Klapproth, Leiter des Arbeitskreises Golfplatzbewässerung beim (DGV), die nötige Tiefe eines Teiches mit zwischen zwei und sechs Metern. Bei den Vegetationsstreifen wird eine Breite von ein bis zwei Metern in Form einer flächig erhaltenen Gras- bzw. Kraut- und Strauchvegetation empfohlen. „Gras ist völlig falsch“, so Hardt. Die Flachwasserbereiche sollten flächig bewachsen sein (z.B. Blutweiderich, Schwertlilie, Sumpfdotterblume, begrenzte Schilf- und Rohrkolbenbereiche, Seggen, Binsen). Die Bepflanzungen sollten sich auf der spielabgeneigten Seite befinden.
Teichgröße und Speicherteiche
Klapprath zufolge sind bei der Festlegung der Größe des Teiches viele Faktoren wie Speicherbedarf, Flächenverfügbarkeit, Geländeneigung und Budget ausschlaggebend. Für die Ermittlung des notwendigen Speichervolumens zur Überbrückung von Wasserengpässen in der Hauptberegnungszeit gilt die Berechnungsformel mit den drei Faktoren mittlerer Tageswasserbedarf, Überbrückungszeitraum/Tagen und Speichervolumen in m³.
Zudem sollte der Teich nicht wie eine „Badewanne“ angelegt sein, sondern Höhenstufen enthalten sowie am Uferrand nicht glatt sondern geschwungen sein, wie Dr. Uta Cascorbi im Februar 2024 in einem Webinar des Greenkeeper Verbands (GVD) zur Struktur und Pflege von Stillgewässern vorschlägt. Eine gute Anleitung zur Planung von Stillgewässern bietet die Plattform biodivers.ch. Als Faustformel kann gemäß Cascorbi der Anteil von Sumpfzonen, Flachwasserzonen, und Tiefwasserzonen zu je einem Drittel gelten, sofern hier die Röhricht-Zone, die Schwimmblattzone und Unterwasserpflanzenzone sowie die Freiwasserzone mit Phytoplankton als Sauerstoff-Produzent berücksichtigt sind. Laut Hardt sollten klassische Speicherteiche nach dem gleichen Vorbild bepflanzt werden wie andere Gewässer.
Pflegemaßnahmen und externe Ansprechpartner
Die Vegetationsstreifen sind ebenso stufenweise zu pflegen wie andere Teile des Platzes, damit sich Tiere nach einer Streifenmahd auf andere Bereiche zurückziehen können. Viele Teiche haben auf Grund der hohen Temperaturen Probleme mit einem verstärkten Algenwachstum sowie überdurchschnittlichem Wachstum der Wasserpflanzen, die in Extremsituationen, bei hohen Nitrat- und Phosphatgehalten im Gewässer zur Eutrophierung führen können. Hier empfiehlt sich eine Gewässer-Mahd.
Ein Verlanden der Teiche lässt sich nach einer geraumen Zeit von 20 bis 30 Jahren nicht immer verhindern. In einem solchen Fall wird oft eine Entschlammung oder eine Umgestaltung des Uferbereiches vorgenommen. Dafür benötigt man von behördlicher Seite eine Genehmigung (insbesondere bei Folienteichen verpflichtend). Hier sollten sich deutsche Golfanlagenbetreiber ortsansässige Gewässerwarte von Angelvereinen oder Kreisfischereiberater, das regionale Umweltamt, den Fachbereich Wasserwirtschaft und die Untere Naturschutzbehörde mit ins Boot holen. „Hier sind Golfanlagen gut beraten, sich Hilfe holen zu lassen“, so Hardt.
Um Veränderungen und evtl. Problementwicklungen rechtzeitig zu erkennen, sollten zudem Wasserflächen regelmäßig beprobt werden. Für eine solche Wasseranalyse werden Standardwerte wie ph-Wert, Leitfähigkeit, Gesamthärte, Sauerstoff-,Phosphat-, Ammoniak-, Nitrat-, Nitrit – sowie BSB5 (biologischer Sauerstoffbedarf/5Tagen) ermittelt.
Vorsicht bei Lakeball-Tauchern und Mittelchen
Vielen Golfanlagenbetreibern stellt sich darüber hinaus oftmals die Frage, wie ins Wasser geschossene Bälle am besten entfernt werden können. Firmen, die mit sogenannten Lakeball-Tauchern anrücken, sind dabei nicht in jedem Fall ideal. Insbesondere dann, wenn eine Tauchaktion an Tagen mit einer Wassertemperatur über zehn Grad geschieht. Hier wird der Boden aufgewühlt und das Gleichgewicht somit nachhaltig beeinträchtigt. „Der Schuss kann nach hinten losgehen“, warnt Hardt. „Zu bestimmten Zeitpunkten rate ich deshalb davon ab.“
Tipps für den Erhalt der Biodiversität eines Gewässers:
- Die Planung eines Teiches ist entscheidend. Hier sollten die wichtigsten Parameter wie Ort, Größe, Tiefe, Bepflanzung und Fischbesatz beachtet werden.
- Eine fachgerechte Bepflanzung in den unterschiedlichen Zonen ist wichtig, um ein geeignetes Verhältnis zwischen Flachwasserbereich (Nährschicht) und Tiefenbereich (Zehrschicht) herzustellen.
- Der Vegetationsbereich um das Gewässer herum muss gut geplant sein.
- Eine nachhaltig aufgesetzte und fachgerechte Pflege aller Bereiche rund um Gewässer ist wichtig.
- Eine Vernetzung mit den wichtigsten Experten, Instituten und Behörden/Ämtern ist erforderlich.