Soziale Nachhaltigkeit wird für Golfclubs immer wichtiger

Gastbeitrag von Horst Schubert

Wer im Golfsport über Nachhaltigkeit spricht, denkt meist nur an das Thema Ökologie. Tatsächlich aber umfasst der Begriff auch den wesentlichen Bereich des sozialen Miteinanders – sowohl wenn es um das interne Thema Mitarbeiter geht, als auch um die Einbindung der Golfanlage in das soziale Umfeld der angrenzenden Gemeinden und Städte.

Nachhaltigkeit als Führungsaufgabe

Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erkannten mehr und mehr Unternehmen die Bedeutung einer nachhaltigen Unternehmenspolitik und begannen mit der Umsetzung erster Maßnahmen. Auch in der G&CC Seddiner See AG, die ich lange Jahre als Vorstand leitete, wurde die unternehmerische Verantwortung für ein nachhaltiges Wirtschaften in 2001 als ein wesentlicher Bestandteil in die Unternehmensstrategie aufgenommen. In der Unternehmensphilosophie heißt es hierzu: „Transparenz, Effizienz und Nachhaltigkeit sind sowohl Zielsetzung als auch Inhalt der Geschäftspolitik, die einen besonderen Schwerpunkt auf das Qualitäts- und Umweltmanagement legt. (…). Die Golfanlage versteht sich als integrativer Bestandteil der Region und engagiert sich in der Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden, Kommunen, lokalen und regionalen Vereinen und Organisationen und pflegt und fördert den Kontakt zu den Anwohnern und den verantwortlichen Entscheidungsträgern.

Eine Unternehmensphilosophie zu Papier zu bringen ist das eine – sie dann in der Praxis umzusetzen, sie „zu leben“, ist das andere. Die Einbindung des Nachhaltigkeits-Aufgabenbereichs in die Unternehmensstrategie, in das operative Geschäft und in die Unternehmenskultur ist mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden.

Gleichwohl wird deren Notwendigkeit kaum noch in Zweifel gezogen. Das belegen beispielsweise die Ergebnisse der CxO Sustainability Survey 2023 von Deloitte. „Nachhaltigkeit bleibt eine Top-Priorität für die Unternehmen“, heißt es da. Nach dieser Studie haben 76 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Jahr 2022 erhöht. Dieses Ergebnis belegt, dass der hohe Stellenwert des Themas „Nachhaltigkeit“ erkannt ist und entsprechende Maßnahmen im operativen Geschäft umgesetzt werden.

Soziale Nachhaltigkeit nicht übersehen

Der Soziologe Ralf Darendorf verweist in diesem Zusammenhang auf die kaufmännische Verantwortung und den hohen Stellenwert der „Sitten des ehrbaren Kaufmanns und des guten Haushaltens“. Voraussetzung für eine nachhaltige Wirtschaftsweise sei, dass neben den unternehmerischen Anstrengungen und den daraus resultierenden Ansprüchen der Unternehmer bzw. Gesellschafter, also dem ökonomischen Bereich der Nachhaltigkeit, auch die vielfältigen Bedürfnisse aller anderen Interessensträger, also der soziale und ökologische Bereich der Nachhaltigkeit, berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Interessen der Mitarbeiter oder die der Öffentlichkeit.

Was bedeutet soziale Nachhaltigkeit – extern und intern?

Der fortschreitende Klimawandel führt weltweit zu einer Verschärfung der Nutzungskonflikte, insbesondere um das Wasser für die Bevölkerung und für die Landwirtschaft. Das betrifft in zunehmendem Maße auch weite Teile Deutschlands – und hier speziell auch Golfanlagen. In Zeiten rückläufiger Wasserverfügbarkeit für Beregnungszwecke auf Golfanlagen kommt dem externen Aufgabenbereich der sozialen Nachhaltigkeit eine grundlegende Bedeutung zu. Die Akzeptanz, die Einbindung und die Vernetzung in der Region, die Wahrnehmung der Golfanlage als „guten Nachbarn“ – all das gilt es zu fördern und zu verbessern.

Sofern eine Golfanlage bereits in der Vergangenheit in diesem Aufgabenbereich aktiv tätig war und dadurch ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu Gemeinde und Landkreis und den dortigen Entscheidungsträgern aufgebaut hat, wird es bei der notwendigen wasserrechtlichen Erlaubnis sicherlich leichter sein, eine für die Golfanlage akzeptable Problem-Lösung zu finden

Der Golfplatz als guter Nachbar

Die G&CC Seddiner See AG hat nach der Übernahme der Golfanlage im Jahr 2001 nicht nur in erheblichem Maße in die Instandhaltung und den Ausbau der Infrastruktur der Golfanlage investiert, sondern auch einen siebenstelligen Betrag für eine Vielzahl von Maßnahmen im sozialen und ökologischen Bereich zugunsten der beiden Gemeinden Michendorf und Seddiner See investiert, insbesondere zur ökologischen Sanierung des Großen Seddiner Sees. Ferner zählten dazu zählten nicht nur Kooperationen mit dem Heimatverein Wildenbruch oder dem Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung, sondern zum Beispiel auch das Sponsoring der Fußball-Jugendabteilung der SG Michendorf, die Unterstützung eines Klinikums während der Corona-Pandemie und die Durchführung einer Impfaktion im Clubhaus. Derartige Maßnahmen führen zu einer verstärkten Vernetzung und zu einer Erhöhung der Akzeptanz der Golfanlage.

Gute Mitarbeiterführung zahlt sich aus

Betrachtet man den internen Bereich der sozialen Nachhaltigkeit, dann betrifft dies in erster Linie das auf der Golfanlage beschäftigte Personal, insbesondere das Greenkeeping, die Verwaltung und die Gastronomie. Hier hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren – nicht zuletzt infolge der Corona-Pandemie – ganz erheblich verändert. Arbeitgeber müssen heutzutage mehr denn je für Arbeitnehmer attraktiv sein, um diese für sich zu gewinnen bzw. zu binden. Neben den „hard facts“ wie zum Beispiel Arbeitszeiten und deren Gestaltung, Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten u.a.m. wird die Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung als Image-Faktor immer relevanter im Wettbewerb um qualifiziertes Personal. Mitarbeiterbindung und -gewinnung ist jetzt eine Kernaufgabe der Unternehmensführung und somit Chef-Sache.

In diesem Zusammenhang sollte man einen Aspekt nicht unterschätzen: Die meisten Mitarbeiter wohnen im näheren Umfeld der Golfanlage und sind somit Multiplikatoren bzw. „Marken-Botschafter“ für die Nachbarschaft – im Guten wie im Schlechten. Für eine Golfanlage mit guter Mitarbeiterführung und positiven Arbeitsverhältnissen bedeutet dies: Nachhaltige interne Unternehmensführung kann die Suche nach Arbeitskräften in der Umgebung durchaus erleichtern.