Royal Wimbledon Golf Club: Golf-Geschichte trifft die Zukunft
Zwanzig Minuten Fußweg sind es vom Eingang des All England Lawn & Tennis Club bis zum Eingang des Royal Wimbledon Golf Club. Gediegene Wohnhäuser liegen an der Strecke, aber auch Pubs, Cafés, kleine Geschäfte. Wimbledon bedeutet Londoner Innenbereich. 1865 war dies ein Wald- und Heidegebiet, ein gutes Stück entfernt von Westminster und dem Buckingham Palace. Inzwischen ist die Stadt in die Außenbereiche gewachsen. Wimbledon gilt heute als ein Golfplatz in der Mitte der Stadt. „Acht Meilen bis zum Zentrum sind es“, beschreibt Robert Brewer, General Manager des Royal Wimbledon Golf Club, die heutige Position des drittältesten Golfclubs Großbritanniens. Das bedeutet: Näher geht es eigentlich nicht. Mit seinen rund 90 Hektar Fläche ist der private Club heiß begehrt, wenn es um Mitgliedschaften geht. Neben der alteingesessenen Mitgliedschaft zählt der Club auch den einen oder anderen bekannten Fußballer oder Tennisspieler zu seinen Mitgliedern.
Kein Wunder: Der gute 18-Löcher-Platz von Harry Colt, der von diesem 1924 angelegt wurde, streckt sich über überraschend hügeliges Gelände. Die Blicke ins Parkland-Gelände mit seinen alten Bäumen und auf ein paar weit entfernte Hochhäuser des Londoner Zentrums sind phänomenal und das ebenfalls über hundert Jahre alte Clubhaus versprüht Charme.
Funktionieren kann dieses Produkt aber nur deshalb, weil Brewer und die Führungsmannschaft des Clubs der Anlage eine Modernisierungsstrategie verpasst haben, die vor allem zwei sensible Bereiche betrifft: Zum einen die Positionierung des Clubs mitten in der Stadt. Zum anderen die Notwendigkeit einer nachhaltigen Ausrichtung, was den Umgang mit der Umwelt anbelangt. Der Royal Wimbledon Golf Club liegt mit etwa der Hälfte des Geländes im Naturschutzgebiet, oder wie es in England heißt Site of Special Specific Interest. Gleichzeitig ist Wimbledon einer der Top-Wohnbereiche der Stadt. „Wir haben etwas mehr als 50 Häuser, die direkt an unseren Platz grenzen“, erklärt Brewer. Der Lärm der Greenkeeping-Maschinen ist damit ein Thema – und ein Grund, warum der Club bereits seit ein paar Jahren diverse elektrische Mäher im Bestand hat und an der Ausweitung arbeitet.
Das Richtige tun – und es kommunizieren
Um öffentliche Akzeptanz zu erhalten, muss der Royal Wimbledon Golf Club sich also einerseits als wichtiges Naturgebiet mitten in der Stadt positionieren, als Förderer des Sports von Jugendlichen und gleichzeitig auch den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen dokumentieren. Ein Anforderungsprofil, das dazu führte, dass die Golfanlage zur ersten Gruppe jener englischen Golfanlagen gehörte, die sich für eine GEO-Zertifizierung entschloss. „Es ist auf der einen Seite ohnehin das Richtige, gleichzeitig ist es für uns aber auch wichtig, die richtige Botschaft an unsere Umgebung weiterzugeben und zu erklären, was wir tun.“
Eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit arbeitet kontinuierlich an verschiedenen Projekten. Den Start haben Renovierungs- und Redesignarbeiten am Platz, durchgeführt von Tom Mackenzie und Martin Ebert, gemacht. „Wir mussten den Golfplatz wieder relevant machen, die Beregnungsanlage erneuern, Bunker verlegen“, erklärt der General Manager. 2025 ist das erste Jahr, in dem die Mitglieder nun den fertigen Platz spielen.
Integriert in das Projekt war auch die Heidenrenaturierung, die der Club verfolgt. Die Mosaiksteine aus Gras und Heideflächen, die reinen Heideflächen von der Wertigkeit vorzuziehen sind, passen zur ursprünglichen Landschaft, erfordern vom Greenkeeping-Team aber immer wieder Arbeitseinsatz und Aufmerksamkeit.
Änderung des Wassermanagements nötig
Im Juli 2025 ist der Platz in vielen Bereichen braun, weil Royal Wimbledon Golf Club wie viele andere Golfanlagen mit Leitungswasser beregnet und dessen Einsatz so weit wie möglich spart. Mit dem trockenen Frühjahr und Sommer hat sich diese Art der Versorgung als extrem kostenintensiv entpuppt, inzwischen gibt es Pläne für einen Brunnen mit Grundwasserversorgung. Die bisherige Wasserversorgung, das ist der Clubführung klar, ist weder wirtschaftlich noch ökologisch nachhaltig.
Einfach zu erklären sind solche Projekte weder den Angestellten noch den Mitgliedern nicht immer. Brewer hat zum Beispiel gerade dem Club-Koch vermittelt, dass der Gasherd in der Küche durch ein elektrisches Gerät ersetzt wird. So alt das Clubhaus auch ist, jede neue Lampe ist ein LED-Produkt, jedes Detail wird erst einmal auf seine Sinnhaftigkeit überprüft. Regionalen Einkauf, Müllvermeidung und Recycling hat die Arbeitsgruppe im Blick.
Nein, erklärt Robert Brewer, der ursprünglich als Greenkeeper im Sunningdale Golf Club tätig war, er habe sich nicht vorstellen können, dass all‘ diese Nachhaltigkeits-Themen irgendwann einmal Teil seines Berufsumfelds sein würden. Wer hätte schon gedacht, dass man sich in England jemals mit Wasserknappheit auseinandersetzen muss?
Die Zeiten ändern sich. Der Royal Wimbledon Golf Club passt sich an, ändert sich auch. Weil die Verantwortlichen erkannt haben, dass ein stolzer Blick auf die lange Historie noch kein Garant für eine sichere Zukunft ist.
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