Rohbodenfläche: Ein Hotspot für Biodiversität
Besonderheiten sind auch auf Golfplätzen oft versteckt. Vor allem Rohbodenflächen fallen dem Golfer auf einer Runde Golf meist kaum ins Auge. Unscheinbar sind die kargen Lebensräume mit offenen, oft nährstoffarmen, vegetationsfreien oder nur spärlich bewachsenen Bodenstellen. Trotz ihrer scheinbar unspektakulären Erscheinung zählen sie zu den artenreichsten und ökologisch wertvollsten Biotopen Mitteleuropas.
Im Golfclub Würzburg liegt solch‘ eine Fläche zwischen den Bahnen neun und 14, versteckt hinter Büschen und Bäumen. Auf dem Boden finden sich unter anderem kleine Kräuter, winzige Farne und lilafarbener Salbei. Einen Hektar ist die Fläche groß, die vom ersten Headgreenkeeper Marius Cazan angelegt wurde und nun von seiner Nachfolgerin Jaqueline Siegel betreut wird. Der Club ist im DGV-Umweltprogramm Golf & Natur mit Gold zertifiziert, beim Blühpakt Bayern ausgezeichnet und unterhält eine Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz Unterfranken. Das Thema Umweltschutz spielt hier also eine wichtige Rolle.
Entbuschung invasiver Arten
Rohbodenflächen bieten spezialisierten Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsort, die auf Konkurrenzarmut, hohe Lichtverfügbarkeit und nährstoffarme Substrate angewiesen sind. Invasive Arten gefährden diese Standorte immer wieder. „Die Robinien wurden übermächtig und hatten hier eigentlich nichs verloren“, resümiert Siegel mit Blick auf die eine Hälfte der Fläche, die nur noch aus Mutterboden besteht. Sie wurde im Frühjahr komplett umgemulcht und soll nun wieder neu entstehen, indem die benachbarten Pflanzen hierhin aussamen und im Herbst mit passendem regionalen Saatgut ausgesät wird.
Anlage und Pflege
Die gezielte Anlage von Rohbodenflächen ist ein wirkungsvolles Mittel im Naturschutz. Geeignete Maßnahmen umfassen das Abschieben von Oberboden, das Anlegen von Sandlinsen oder eben die Bodenbearbeitung wie in diesem Fall. Wichtig ist, dass die Fläche regelmäßig entbuscht wird. „Kleine Kiefern müssen wir sofort ausziehen“, stellt Siegel fachmännisch fest und blickt auf die verbliebene Hälfte des Areals und die Vielfalt an Pflanzen. Rohbodenflächen sind Hotspots der Artenvielfalt und für viele spezialisierte und bedrohte Arten überlebenswichtig. Libellen sind hier unterwegs und im Totholzhaufen verschwinden gerade zwei Eidechsen im Schatten des Gehölzes.
Wer übrigens glaubt, der Golfer würde solch‘ unscheinbare Flächen immer übersehen, täuscht. An der Rezeption des Golfclubs treffen wir eine Golferin, die den Rohbodenstandort zu einer „meiner Lieblingsflächen“ erklärt. Nicht zuletzt deshalb, “ weil es da so toll nach Salbei duftet.“