Projekt „Blütenbunt-Insektenreich“ gilt auch für Golfanlagen
Tausendgüldenkraut und Berg-Sandglöckchen machen Norma Kujath besonders glücklich. Die zwei Pflanzen, die zur Roten Liste der gefährdeten Arten in Deutschland zählen, haben sich auf der Golfanlage Am Donner Kleve im Rahmen des Aufwertungsprogrammes Blütenbunt-Insektenreich des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege entwickelt. Für Norma Kujath, die das Projekt am Donner Kleve in Schleswig-Holstein betreut, beweist dies die Hochwertigkeit des Standortes und die Tatsache, dass das relevante Grundstück neben der Bahn 2 richtig gepflegt wird.
Beratung und Saatgut sind kostenlos
Das Projekt Blütenbunt-Insektenreich, das auf Schleswig-Holstein begrenzt ist und dort noch bis 2026 durchgeführt wird, hat die Aufwertung von Grünflächen zum Ziel und wird derzeit auch bei den Golfanlagen Gut Apeldör, Mittelholsteinischer Golf-Club Aukrug, Hof Berg, Golf- und LandClub Gut Uhlenhorst durchgeführt. Grundsätzlich kann jede Golfanlage in Schleswig-Holstein kostenfrei an dem Projekt teilnehmen und erhält das Saatgut für die aufzuwertenden Flächen gestellt. Dafür schließt die Golfanlage einen mehrjährigen Kooperationsvertrag mit dem Landschaftspflegeverband an, in dem sie zusichert, dass die Flächen nicht anderweitig genutzt werden. Damit verfolgt das Projekt ebenso wie das deutschlandweit stattfindende Forschungsprojekt GolfBiodivers die Aufwertung von Flächen.
Aussagen zur Wertigkeit der angelegten Wiesen lassen sich trotzdem treffen: „Die Anzahl der Pflanzenarten hat sich seit der ersten Kartierung m Juni 2021 erhöht“, stellt Kujath im Hinblick auf Golf am Donner Kleve fest. Allerdings wechselt der Bewuchs mit der Zeit, da sich „das Arteninventar erst mit der Zeit verstetigt“. Die Vielfalt an Arten sei aufgrund des trockenen Sandbodens und der nicht vorhandenen Bewässerung im Rough des Golfplatzes aber ohnehin hoch.
Die Reduzierung der Mahd der Flächen auf maximal ein bis zweimal im Jahr sowie der Abtransport des Mahdguts sind zwei wesentliche Elemente, die laut Kujath grundsätzlich bei jedem Golfplatz zu einer höheren Artenvielfalt in den Flächen führen. „Verzichtet man auf beide Maßnahmen, verarmt die Fläche mit der Zeit, Kräuter verschwinden und nur die Gräser setzen sich durch.“ Es bleibt das fette, dichte Rough, das Golfer so fürchten.
Eine artenreiche Wiese, wie sie nun in den fünf Golfanlagen entstehen soll, ist außerdem ein attraktiver Lebensraum für Tagfalter und Wildbienen. Das Monitoring in Donner Kleve ergab für die 1300 m² große Fläche allein 25 Wildbienenarten, darunter auch fünf gefährdete Arten wie die Schmalbiene, die Wespenbiene oder die Dunkelfransige Hosenbiene. Bei den Tagfaltern fand man bei der Erstkartierung insgesamt neun Arten, was einem Mittelwert im Vergleich mit anderen Monitoring-Flächen in Deutschland zum Beispiel auf kommunalem Gelände entspricht. Bei den Wildbienen allerdings belegte die Golfplatzfläche im Vergleich Rang zwei im Hinblick auf die Artenvielfalt.
Grund dafür ist nach Aussagen der Experten vom Landschaftspflegeverband, dass Golfplätze generell viele verschiedene Vegetationsstrukturen bieten und diese obendrein gut vernetzt sind. Dadurch können Tagfalter, Bienen und Insekten jeder Art auch neue Flächen relativ schnell besiedeln.
Artenreich bedeutet nicht automatisch bunt
Optisch sind die Flächen mit klassischen Blumenwiesen mit einjährigen Arten allerdings nicht zu vergleichen. „Ich habe immer wieder Golfer, die mich ansprechen und sagen, das sei ja wohl nichts geworden mit dem Samen“, resümiert Ulrike Ringert als Verantwortliche für das Projekt auf der Golfanlage Am Donner Kleve. „Dann erkläre ich es eben und nehme die Kritik hin, aber am Ende braucht man da dann manchmal eben auch ein wenig langem Atem.“
Mehr Informationen zum Projekt Blütenbunt-Insektenreich finden sich online. Es gehört zum Bundesprogramm Biologische Vielfalt und läuft noch bis 2026. Gefördert wird die Entwicklung von artenreichen Grünlandgemeinschaften auf nicht-landwirtschaftlichen Flächen ab 1000 Quadratmetern Größe.