PFAS galten lange als Alleskönner: Egal ob Bratpfanne, Zahnseide oder Regenkleidung – mit Hilfe der Chemikalien wurden Produkte fett-, wasser- oder schmutzabweisend. PFAS, die Abkürzung für polyfluorierte Alkylsubstanzen, sind inzwischen aber aufgrund der enormen gesundheitlichen Risiken für den Verbraucher in Verruf geraten, weshalb die EU seit 2023 ihr komplettes Verbot diskutiert und einige Länder und Staaten wie etwa Frankreich dieses auch bereits umgesetzt haben.
Funktionskleidung als Anwendungsfall
Sportler kamen in der Vergangenheit vor allem bei Funktionskleidung mit PFAS in Kontakt. Gore-tex verwendete die Chemikalien genauso wie nahezu alle anderen Hersteller von Membranen. Poly- und perfluorierte Chemikalien finden sich vor allem in wasserdichten Membranen oder zum Beispiel auch in Reißverschlüssen. Generell gibt es im Outdoorbereich bereits einige Firmen, die komplett auf PFAS verzichten. Das Unternehmen VAUDE gehört zum Beispiel dazu, aber auch Patagonia und Houdini bringen keine neuen Produkte mit PFAS auf den Markt.
Wir wollten wissen: Wie sieht die Lage im Golfsport aus, wo wasserdichte und wasserabweisende Produkte eine große Rolle spielen. Die positive Nachricht zuerst: Einige bekannte Marken kommunizieren den Ausstieg aus der Verwendung von PFAS sehr klar. Dazu gehört der Branchenriese Nike, der in seinen Regularien zur Verwendung von Chemikalien einen Ausstieg seit 2024 feststellt. Auch der schwedische Hersteller Abacus hat PFAS seit 2021 aussortiert. „Wir arbeiten bei Abacus nach dem Vorsorgeprinzip, was bedeutet, dass wir uns der Schädlichkeit von Chemikalien bewusst sind und diese vermeiden“, erläutert Design-Managerin Chis Mattson. Auch Galvin Green verzichtet komplett auf die Verwendung von PFAS, sei es in den Materialien selbst oder bei deren Beschichtung. „Wir haben bereits vor einigen Saisons damit begonnen, von PFAS-basierten Behandlungen abzuweichen, und im Herbst/Winter 2024 haben wir unsere erste vollständige Kollektion an wasserdichter Bekleidung, Windschutzbekleidung und thermischen Mittelschichten vorgestellt, die mit PFC-freien (PFAS-freien) wasserabweisenden Ausrüstungen wie Teflon EcoElite™ und Bionic-Finish® Eco hergestellt wurde“, resümiert Mikhel Ruia, Managing Director von Glenmuir & Sunderland of Scotland.
Trotz der Umstellung hält Sunderland zum Beispiel Sunderland of Scotland an dem Produktversprechen der Wasserdichtigkeit fest: „Wir sind stolz darauf, dass unsere aktuellen nachhaltigen Ausrüstungen eine dauerhafte Wasserabweisung bieten, ohne die Atmungsaktivität, den Komfort oder den Wetterschutz zu beeinträchtigen – und wie immer durch unsere lebenslange Wasserdichtigkeitsgarantie abgesichert sind“, lautet die zufriedene Bilanz von Ruia nachdem die Abkehr von PFAS-Materialien für die Firma, genauso wie alle anderen durchaus mit zahlreichen aufwändigen Produkttests konfrontiert hat.
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Wenig Transparenz im Handel
Blickt man auf alle anderen Marken, so wird die Analyse für den Verbraucher deutlich schwieriger, da das „Nein zu PFAS“ nicht mehr explizit bei den Produktangaben zu finden ist oder auf eine Kommunikation zu dem Thema auf den Webseiten nahezu komplett verzichtet wird. Auch die großen Online-Portale nehmen diese Information nur selten in die Produktbeschreibung mit auf, sodass eine Unterscheidung für den Golfer kaum möglich ist.
Hinzu kommen die verwirrenden Begriffe: Für manche Produkte, etwa bei Kjus oder Titleist, wird bei der Herstellerbezeichnung die Aussage „PFC-free DWR“ verwendet, die für die Verwendung keiner oder sehr weniger fluorierter Chemikalien steht. Allerdings ist hier nicht auszuschließen, dass manche Teile wie etwa die Reißverschlüsse noch PFAShaltige Komponenten enthalten.
Bei der Verwendung von Regenmaterialien gilt: Je älter, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass PFAS enthalten sind, weil die Auseinandersetzung mit den Chemikalien erst seit wenigen Jahren wirklich zu neuen Produktentwicklungen geführt hat. Wer aus den aktuellen Kollektionen wählt, hat eine deutlich höhere Chance, Equipment zu kaufen, bei dem bereits PFAS-Alternativen eingesetzt werden. Generell hat allein die EU-Diskussion um die Planung eines PFAS-Verbots dazu geführt, dass die Hersteller dazu übergegangen sind, die gesundheitsschädlichen Chemikalien auszusortieren.
Regenbekleidung ohne PFAS
Abacus: Abacus schloss sich 2021 der Bewegung „No to PFAS“ an und stellte seine Produktlinien um. Die Stoffe selbst waren schon vorher PFAS-frei, ihre Behandlung zur Herstellung der Wasserdichte aber nicht. Dies ist jetzt ebenfalls gegeben. Regenbekleidung von Abacus ist also PFAS-frei. Um die bessere Haltbarkeit der Produkte beim Kunden zu erreichen, wird das Produkt Organotex mitverkauft.
Sunderland of Scotland: Die komplette Regenbekleidung und alle Produkte mit Funktionen zur Wasserdichtigkeit sind in der Herbst-/Winterkollektion PFAS-frei.
Nike: Nike hat PFAS laut dem aktuellen Nike Chemistry Playbook & RSL bereits ersetzt und bietet keine Regenbekleidung an, die PFAS enthält.
Galvin Green: Die aktuellen Regenkollektionen werden explizit mit PFAS-free tituliert. Auf der Website gibt es dazu eine ausführliche Erläuterung. Transparent und schlüssig.
Unklare PFAS-Kommunikation
Chervò: Der italienische Hersteller gibt kein eindeutiges „PFAS-free-Statement“ ab. Verwendet wird die Aqua-Block-Technologie, die CFC-frei ist, was aber nicht PFAS- oder PFC-frei entspricht, sondern einem Ausstieg aus der Verwendung der ozonschädlichen FCKWs entspricht. Gleiches gilt für Aqua-Drop, das ebenfalls zum Einsatz kommt. Eine Anfrage zur Verwendung von PFAS beantwortete Chervò nicht.
FootJoy: Die Anfrage der Redaktion zur Verwendung von PFAS hat Acushnet nicht beantwortet. Auf der Website von FootJoy werden kaum Aussagen darüber getroffen, welche Chemikalien-Standards die Firma befolgt. Bei Durchsicht der Produkte wird das Hydro-Knit-Jacke für Herren, als „PFC FREE DWR Finish“ ausgezeichnet. In der Damenkollektion findet sich kein einziges Produkt, bei dem darauf eingegangen wird.
Kjus: Kjus verweist bei zahlreichen Teilen der Kollektion 2025, zum Beispiel dem Men’s Pro 3L 3.0 Jacket darauf, dass es sich um eine PFC-freies DWR-Behandlung des Materials handelt. Das bedeutet nicht, dass generell keine PFAS zum Einsatz kommen, dass aber die Behandlung des Materials zur Erreichung der Wasserdichte ohne PFAS erfolgt.
Puma: Bei Puma steht die Eliminierung gefährlicher Chemikalien seit 2017 im Fokus. Einen expliziten Ausschluss von PFAS kommuniziert das Unternehmen nicht. Man kann von PFC-freien Produkten ausgehen, da Puma mit der AFIRM-Initiative zur Reduzierung gefährlicher Chemikalien zusammenarbeitet.
Sunderland of Scotland: Sunderland of Scotland hat für die aktuelle Kollektion PFC-freie wasserabweisende Finishes angekündigt und einige Produkte, wie etwa das Nevada Jacket auch so ausgezeichnet.
Wofür steht PFAS?
PFAS ist die Abkürzung für „per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Gemeint ist eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die aus Kohlenstoff- und Fluoratomen bestehen. Entwickelt wurden sie in den 60er Jahren. Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und wurden über Jahrzehnte in vielen Produkten eingesetzt: in Pfannen und Regenbekleidung aber auch in Skiwachs oder Kosmetik, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sind PFAS schon verboten?
Nein. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA hat 2023 einen Vorschlag für eine generelle Einschränkung eingebracht, die sehr viele Chemikalien betreffen würde. Eine Entscheidung über diesen Vorschlag wird bis Ende 2026 erwartet. Zusätzlich plant die EU, die Verwendung von PFAS in Konsumgütern, darunter auch Textilien, stärker zu begrenzen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. In Frankreich sind PFAS in Textilien ab Januar 2026 generell verboten. In Dänemark ist der Import sowie der Verkauf von PFAS haltigen Textilien an Privatpersonen ab Juli 2026 verboten.
Bauen sich PFAS ab?
PFAS kommen in der Natur nicht vor. Sie bauen sich weder durch Wasser, Licht oder Bakterien zeitnah ab.
Welche Textilsiegel schließen die Verwendung von PFAS aus?
OEKO-TEX Standard 100 ist ein Siegel, das einen Verzicht auf PFAS fordert.
BLUESIGN Appoved und BLUESIGN Produkt verlangen seit 1. Januar 2025 ebenfalls, dass die Produkte ohne Verwendung von PFAS hergestellt werden müssen.
Was ist der Unterschied zwischen PFC-free DWR (Durable Water Repellent) und PFAS-free?
PFC-frei bezieht sich nur auf einen Teilbereich (die wasserabweisende Oberflächenbehandlung), während „PFAS-frei“ die gesamte chemische Lieferkette und alle Komponenten meint.
Worauf Sie achten sollten:
Folgende Bezeichnungen oder Beschreibungen des Produktes sind positiv: PFAS frei, PFC-frei, C0-DWR, non-fluorinated DWR. An manchen Produkten sind explizit auch Pflegeetikette angebracht, zum Beispiel PFS-Free Water Repellent.