Unsicherheit, Skepsis oder pure Begeisterung – den kleinen Mährobotern, die seit etwa zehn Jahren vorrangig auf Golfplätzen in Europa Fairways und Roughs mähen, wird mit vielerlei Emotionen begegnet. Jetzt haben renommierte Wissenschaftler erneut die Mähleistung der Geräte untersucht. „Das Ergebnis war sehr positiv. Vor allem war die Qualität des Grases besser“, reüsmiert Trygve S. Aamlid vom Norwegian Institute of Bioeconomy der das Projekt ROBO-GOLF-Projekt leitete. „Das liegt am täglichen Schnitt, was zu besserem Gras und weniger Unkraut auf den Fairways führt.“ Dabei, so der Professor in einem Interview mit der Scandinavian Turfgrass Environmental Research Foundation, die das Projekt neben der Husqvarna Group finanzierte, sei er selbst durchaus skeptisch gewesen.
Auch die Reaktion der Golfer auf den Anlagen mit Testgeräten war fast ausschließlich positiv. In einer Umfrage, bei der überwiegend Clubmitglieder mit großer Spielerfahrung zu ihrer Einstellung zu den Robotern befragt wurden, äußerten weniger als zehn Prozent überhaupt Bedenken, wobei der größte Einwand die Verletzungsgefahr von Tieren war. Dieses Argument erweist sich derzeit als eines der größten Hindernisse bei der Anschaffung von Mährobotern, nachdem die Verletzung von Kleintieren vor allem nachts relevant ist, wenn Golfanlagen die Roboter durchmähen lassen könnten. Allerdings weist zumindest der Hersteller Husqvarna darauf hin, dass die Mähroboter ab 2026 per KI Kleintiere erkennen und umfahren können. Hinter vorgehaltener Hand gestehen Greenkeeper allerdings ohnehin zu, dass auch im bestehenden Betrieb auf großen Maschinen nicht jede Kröte oder kleine Schlange auf dem Fairway erkannt, umfahren oder wegtransportiert werden kann. Diese Thematik bleibt also ein heikles Detail.
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Grundsätzlich hatten die Spieler auf den Golfplätzen innerhalb der NIBIO-Studie aber auch den Eindruck, dass die Spielflächen gleichmäßiger und dichter waren, der Ball besser lag und es keinen Grasschnitt gab. Auch fehlender Lärm und keine Wartezeiten wegen Greenkeepern wurden positiv vermerkt.
Bei den Herstellern der kleinen autonomen Mäher selbst ist die Stimmung dementsprechend bestens. „Die Industrie hat erkannt, dass es eine Lösung für ihre Probleme gibt“, stellte Yvette Henshall-Bell, Europas Präsidentin der Wald- und Garten-Sparte der Husqvarna Group vor kurzem im Gespräch im Golf Sustainable fest. „In den vergangenen Jahren mussten wir das Thema vorantreiben, jetzt wird es nachgefragt. Die Mäher werden nicht mehr als verrückter Kram betrachtet. Alles fügt sich zusammen.“
Die Husqvarna Group aus Schweden, die dort auch ihren größten Markt hat, ist inzwischen allein in Deutschland auf über 130 Golfanlagen vertreten. Dabei werden die Fairways auf rund 30 Prozent der Anlagen allein mit den Robotern gemäht, wobei die Modelle 580L Epos, 535 AWD Epos und CEORA 546 EPOS am stärksten gefragt sind.
Inzwischen haben allerdings auch andere Hersteller das Feld für sich entdeckt. Während Toro auf der weltgrößten Messe für Rasenflächen, GCSAA in San Diego, 2025 nur ein Modell vorstellte, ist vor allem der chinesische Produzent Kress auf dem Vormarsch, der 2023 in Deutschland seine ersten Roboter zum Einsatz brachte, inzwischen aber bereits auf rund 60 Anlagen im Einsatz ist. Hier hat der KR237 E inzwischen den KR236 E als Topmodell abgelöst.
Längst haben alle Hersteller der kleinen Mähroboter die wirklich großen Märkte im Blick: Die USA und Großbritannien und Irland gelten mit tausenden von Golfanlagen als höchst attraktiver Absatzmarkt, nachdem den kleinen Geräten, die nicht von den etablierten Platzhirschen im Markt – Toro, John Deere oder Jacobsen – stammten, lange große Skepsis entgegenschlug.
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Inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Wer zum Beispiel nach Royal Portrush in Nordirland kommt, wo dieses Jahr The Open stattfand, wird dort zwar nicht durchgängig aber an der einen oder anderen Stelle einem Kress-Mäher begegnen. Bei der AIG Women’s Open in Royal Portcrawl wurden auf den Fairways und den Übungsflächen erstmals ausschließlich Husqvarna Mäher eingesetzt. „Das Agronomie-Team von The R&A auf der ganzen Welt konzentriert sich darauf, auf nachhaltige Weise Hochleistungsflächen zu schaffen“, begründete Richard Windows, stellvertretender Direktor für nachhaltige Agronomie beim Turnierveranstalter R&A den Schritt. „Bei den AIG Women’s Open hilft uns das Husqvarna-Portfolio dabei, dieses Ziel durch verbessertes Ressourcenmanagement, regelmäßiges leichtes Mähen und reduzierten CO2-Verbrauch zu erreichen.“
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Interessant, so die Bilanz jener, die seit Jahren auf die Roboter einer der Firmen vertrauen, ist vor allem auch das geringe Gewicht der Mäher, das dafür sorgt, dass die Maschinen gerade auf nassen Flächen keine Schäden oder Fahrspuren hinterlassen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Geräte keine Ölspuren bei unvorhergesehenen Lecks verursachen können.
Im Rahmen der NIBIO-Studie gaben die Greenkeeper der involvierten Plätze auch an, dass vor allem das erste Jahr nach der Installation der Geräte, ein echter Lernprozess gewesen sei, weil die Elektrizität auf dem Golfgelände gesichert werden musste, die Wartung der Geräte erlernt werden musste und das häufige Wechseln der kleinen Messer essentiell für ein gutes Mähergebnis war. Am Ende, so die Erkenntnis vieler Clubs, macht es Sinn zumindest einen Verantwortlichen für die Mähroboter im Greenkeeping-Team zu benennen.
Zu Ende untersucht ist das Thema noch lange nicht: Die Antwort auf die Frage, inwiefern die Roboter Ressourcen sparen, vor allem wenn sie mit erneuerbaren Energien angetrieben werden, die womöglich im Golfclub selbst erzeugt werden, verändert sich mit der laufenden Entwicklung der Energieversorgung von Golfclubs. Damit zusammen hängt auch die Wirtschaftlichkeitsberechnung, die nicht nur von den Anschaffungspreisen der Roboter abhängt, sondern von den Preisen für Diesel.
Wer glaubt, der Golfmarkt sei für Hersteller wie Husqvarna oder Kress, die Industrie Nummer 1, täuscht sich übrigens. England hat zwar rund 2400 Golfplätze, aber immer 30.000 Fußballfelder. Und auch in diesem Segment sind die kleinen Helfer längst in der Top-Liga angekommen. Beim Liverpool FC jedenfalls drehen die Roboter stoisch ihre Runden.
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