Unberechenbarkeit liegt in der Luft. Die Unsicherheit über die Zukunft. Was macht der Klimawandel mit dem Golfsport, wie viel Erosion müssen Linksplätze aushalten, wie viele Brände fegen noch über Kalifornien oder Spanien hinweg? Als Outdoorindustrie betrifft den Golfsport der Klimawandel besonders. Das Bedrückende an dieser Tatsache ist das Wissen, dass das Wetter kein Partner für einen Deal ist. Es lässt nicht mit sich handeln. Was dies in Zukunft für die Ausübung des Sports bedeutet, inwieweit seine Wirtschaftlichkeit gegeben ist – wir wissen es nicht, können nur spekulieren.
Der Tanz auf dem US-Vulkan
Dabei läuft der Leitmarkt USA von einem Rekord zum nächsten. Laut Angaben der National Golf Foundation wächst die Zahl der Golfer ebenso wie die Zahl der gespielten Runden. Neue Golfplätze entstehen. Und doch bleibt das Gefühl von einem Tanz auf dem Vulkan, weil gerade die extrem golf-affinen Staaten wie Florida, Arizona oder Kalifornien gleichzeitig zunehmend unter Wasserverknappung, Wetterextremen oder Bränden leiden. Der Altadena Golf Course in Los Angeles jedenfalls, der im vergangenen Jahr komplett den Bränden zum Opfer fiel, hat immer noch nicht geöffnet. Stattdessen kämpfte man bei den Neuansaaten in den vergangenen Tagen erneut mit den extrem heftigen Regenfällen.
Wer durch Amerika als Golfer reist, erlebt ein seltsames Land, in dem offene politische Gespräche in Clubhäusern, bei Messen kaum noch geführt werden. Wenn das Wort Klimawandel politisch als unpassend deklariert wird, wirtschaftliche Studien und die Arbeit meteorologischer Institute wie der NOAA massiv eingeschränkt oder unterdrückt werden, fällt die Diskussion darüber, wie sich ein Outdoorsport an die Auswirkungen eben dieses Klimawandels anpassen soll, schwer.
Politisierung und Sportswashing
Dem Image des Golfsports – vor allem in Europa – hat die Tatsache, dass US-Präsident Donald Trump ein Golfer ist, geschadet. Kaum ein wichtiges Treffen mit einem anderen Staatschef, kaum ein Immobilienprojekt der Familie Trump, bei dem nicht darauf verwiesen wird, dass Politik im Trump-eigenen Golfresort Mar-a-Lago gemacht wird oder die Trump-Familie Golfprojekte im Nahen Osten wie das Aida-Projekt im Oman vorantreibt. Selbst im Zusammenhang mit den Entwicklungsplänen für den Gaza-Streifen wurde der Golfsport erwähnt. Dass der Golfsport eng wie nie zuvor mit einer polarisierenden politischen Agenda verknüpft wird, ist für seine neutrale Positionierung eine echte Belastung.
Auch die politischen Verstrickungen mit Saudi-Arabien, die es bekanntlich ebenso im Fußball wie bei anderen Sportarten gibt, haben den Golfsport in diesem Jahr nicht losgelassen. Die Rolle des PIF und von Aramco als Sponsoren der LIV-, LPGA- und LET-Touren bleibt dominant und der Vorwurf des Sportswashings allgegenwärtig, nachdem Saudi-Arabien bei der COP 30 erneut verbindliche Ausstiegsdaten aus fossilen Energien blockierte. Auch die Verwässerung der Produktionsgrenzen beim UN-Plastikabkommen unter anderem durch die saudische Delegation machte die Lage nicht einfacher. Sowohl zum Thema fossile Energien als auch zum Thema Plastik hat der Golfsport ein besonderes Verhältnis, weil Plastikverschmutzung ein schwerwiegendes Thema beim Boden- und Gewässerschutz ist und ein anhaltender CO₂-Ausstoß durch fossile Energie den Umgang des Golfsports mit durch den Klimawandel verursachtem Extremwetter nicht leichter macht.
Extremwetter sorgt für Instabilität
Extremwetter, auch wenn es teilweise nicht Folge des Klimawandels ist, sorgt auf den Profitouren, im Golf-Tourismus und auf vielen lokalen Golfanlagen längst für wachsende Instabilität: Hurricane „Jerry“, der im Oktober durch die Karibik zog, sorgte für wochenlange Schließung von Plätzen und Hotels. Der Taifun Nakri führte bei den Asian Swings der Touren für Verkürzungen von Turnieren. Das Final Qualifying der LET in Marokko wurde verspätet gestartet. Gleichzeitig wird die Zunahme an Hitzetagen mit über 35 für die ältere Klientel im Golfsport zunehmend ein Gesundheitsrisiko. Wer schützt Senioren vor sich selbst, wenn sie mittags um 12 Uhr selbst bei Rekordwerten zu ihrem wöchentlichen Turnier ausrücken wollen?
Die wirtschaftlichen Konsequenzen waren 2025 nicht mehr zu übersehen: Der Altadena Golfclub in Pasadena wurde im Januar ein Opfer der Feuer rund um Los Angeles. Das Genesis Invitational im Rivieria Country Club musste aufgrund der Brände verlegt werden. Das Kapalua Resort auf Maui geriet im Sommer durch die anhaltende Dürre in den Fokus eines Verteilungskampfes um Wasserrechte. Das Turnier The Sentry der US PGA Tour wurde abgesagt. Es war der bis dato bemerkenswerteste Rückschlag der professionellen Touren in der Auseinandersetzung mit dem Thema Wasser und ein klarer Hinweis darauf, dass schnelle Anpassungsmaßnahmen not tun.
Zunehmende Ambitionen bei Verbänden
In manchen Bereichen der Golf-Industrie finden diese längst statt, getrieben von staatlichen Regularien, ambitionierten Verbänden, extrem engagierten Unternehmen oder Einzel-Personen. Längst hat sich rund um die skandinavischen Staaten, Holland, Frankreich und die Schweiz eine Führungsgruppe in Europa gebildet, die Themen wie Datenerfassung bei Energie, Wasserverbrauch und Düngemitteleinsatz, Co2-Reduzierung oder auch Pestizidreduzierung bis zur kompletten Vermeidung anstrebt. Auch die großen europäischen Golfnationen England und Deutschland sowie die European Golf Association werden hier zunehmend ambitionierter. Dabei kommt vor allem der Diskussion um die Vermeidung von Pflanzenschutzmitteln eine hohe Bedeutung zu, will man Golf weiterhin als einen Gesundheitssport vermarkten.
In der Kombination der Themen Golf und Natur, auch das hat sich in diesem Jahr gezeigt, liegen mit die größten Chancen für den Outdoorsport Golf. Die positiven Auswirkungen von Natur auf die mentale Gesundheit, die Reduzierung von Hitzestress und die Verbesserung der Luftqualität durch Grünflächen, die mögliche Flucht vor Lärmverschmutzung und Digital Detox während einer Runde Golf – all‘ das sind positive Faktoren, die Golf als Outdoorsport positiv in seine Vermarktung einbringen kann, wenn es ihm weiter gelingt, seine natürliche Umgebung zu erhalten.
Erfreulicherweise sind große nationale Kooperationen mit anerkannten internationalen Naturschutzorganisationen wie WWF, NABU oder Audubon International im Golfsport kein Einzelfall mehr. Sie arbeiten gemeinsam mit Golfanlagen an der Aufwertung und Erhaltung natürlicher Flächen, setzen sich für mehr Artenvielfalt ein und fördern Boden- und Gewässerschutz. Die Wertigkeit der großen Flächen von Golfanlagen als Biodiversitäts-Hotspots und Schwammlandschaften ist hoch. Die gemeinsamen Schritte von USGA , R&A und STERF beim Thema Forschung sind dabei ein wichtiger Wegweiser.
Ermutigend sind auch die Fortschritte auf der Event-Seite. Die DP World Tour mit den großen Rolex-Turnieren macht auf dem Weg zur Klimaneutralität Fortschritte. Plastikvermeidung, umweltbildende Maßnahmen, Müllvermeidung, die Verwendung erneuerbarer Energien – all‘ dies sind Punkte, bei denen hier durchaus Akzente gesetzt werden. Beim Ryder Cup in New York dagegen war nachhaltiges Eventmanagement kein wirkliches Fokusthema. Wer noch heute im Footer der offiziellen Website rydercup.com auf den Begriff Sustainability klickt, stößt auf die Erklärung zur Green Drive Initiative des Ryder Cups in Italien vor mehr als zwei Jahren. Über die Veranstaltung in den USA hüllt man sich in Schweigen. Hoffnung macht an dieser Stelle der nächste Solheim Cup 2026 im Bernardus Golf in den Niederlanden, für den die Veranstalter schon jetzt als den nachhaltigsten Solheim Cup aller Zeiten werben. Angesichts der Entschlossenheit des niederländischen Golfverbandes bei der eigenen ISO-Zertifizierung kann man auf eine Realisierung der Ziele hoffen. Und auch das Camiral Resort im spanischen Girona, Austragungsort des Ryder Cups 2031, gilt als ambitioniert bei Themen wie Wassermanagement und Biodiversität.
Netzwerk der Nachhaltigkeits-Unterstützer wächst
Es gibt sie also – eine Vielzahl von Einzel-Projekten, die eine nachhaltige Transformation des Golfsports fördern. Die Verantwortlichen hinter solchen Maßnahmen, ambitionierte Greenkeeper, Sekretärinnen und Nachhaltigkeitsmanager auf den Anlagen sowie die einzelnen Golfer und Golferinnen, die unverdrossen für eine nachhaltigere Ausrichtung des Golfsports arbeiten, sind der größte Trumpf des Sports. Das Argument, im Kampf gegen den Klimawandel könne der Einzelne nicht viel bewegen, lassen sie nicht für sich gelten. Weil die Zahl derer, die für diese Einstellung stehen, im Golfsport 2025 erneut kontinuierlich gewachsen ist, war es ein überwiegend gutes Jahr für das Thema Nachhaltigkeit. Einmal mehr wurde klar: Dem Thema kann niemand mehr entkommen.
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