Wie bucht der Golfer seinen Urlaub: Nach dem Motto „Hauptsache weg auf einen tollen Golfplatz – oder wählt er vielleicht doch lieber ein Golf-Resort, das Umweltkriterien folgt? Was wissen wir eigentlich über das Thema nachhaltiges Reisen im Golf?
Der Tourismus ist innerhalb des Golfmarktes ein extrem wichtiges Segment. Laut der National Golf Foundation ist der Reisebereich der zweitwichtigste Sektor der Golfindustrie. Der US-Golfreisemarkt wird 2025 auf eine Größenordnung von 5,6 Milliarden Dollar geschätzt. Der Umsatz des Golfreisemarktes in Portugal zum Beispiel betrug im Jahr 2023 etwa 4,2 Milliarden Euro, was etwa 1,6% des portugiesischen BIP entspricht. Golfclubs in Irland, Schottland oder England, die über hochattraktive Linksplätze verfügen, können ihren Mitgliedern vergleichsweise günstige Mitgliedschaften anbieten, weil tausende Touristen aus aller Welt für eine Runde Golf auf einem der bekannten Plätze in der Hochsaison problemlos über 200 Pfund oder Euro zahlen. Golf-Tourismus beeinflusst auch Mitgliedschaftsmodelle für lokale Golfer.
Golfer reisen gerne. Mehr als zwölf Millionen Amerikaner treten seit 2022 alljährlich eine Golfreise an. Allein 1250 Golfanlagen in den USA sind als Resort gekennzeichnet. Anbieter von Golfreisen ermöglichen Trips von Neuseeland über Asien bis nach Südamerika und in die Karibik. Selbst Eisgolf im Winter ist organisierbar. Kurzum: Der Golftourismus ist eine Industrie.
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In gewisser Weise ist das ein Dilemma. Der Golfsport nämlich ist als Outdoorsportart besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Der Tryall Club auf Jamaika musste nach dem extrem schweren Hurricane Melissa erst einmal schließen. Die verheerenden Waldbrände in Los Angeles machten Golf-Trips nach Pacific Palisades Anfang 2025 unmöglich. An Frankreichs Küsten landeten Touristen in den vergangenen Jahren durchaus ab und an auf Golfplätzen, die seit Wochen kein Wasser gesehen hatten – in manchen Regionen Frankreichs gilt bei Trockenheit ein Bewässerungsverbot mit Grundwasser. Egal ob extreme Hitze, Dürre oder Waldbrände – all‘ das beeinflusst den Tourismus.
Dieser aber ist laut einer aktuellen Studie der University of Queensland zu 8,8 Prozent an den globalen Treibhausgasemissionen beteiligt. Seit 2009 ist er jährlich im Schnitt um etwa 3,5 Prozent gewachsen. Aktuelle Touristik-Zahlen für den Golfsport und das Thema Nachhaltigkeit existieren nicht, allerdings ergab eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln vor einigen Jahren, dass der CO₂-Fußabdruck eines deutschen Golfers inklusive seiner Reisen im Schnitt bei 2195 Kg pro Person und Jahr lag und damit an Position drei hinter Tauchern und Surfern.
Sind sich Golfer ihres Co2-Fußabdrucks bewusst und wie nachhaltig wollen sie eigentlich reisen, wollten wir wissen. Schließlich hat der aktuelle Travel & Sustainability Report 2025 des Veranstalters booking.com, bei dem 32.000 Reisende befragt wurden, ergeben, dass 93 % aller Reisenden eine „nachhaltigere Wahl bei der Reise treffen wollen, bzw. dies bereits getan haben.“
Glaubt man den Aussagen der Experten von TUI AG, immerhin der weltweit größte Anbieter von Reisen, sind auch Golf-Touristen durchaus am Thema Nachhaltigkeit interessiert. „Ein nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen ist für Viele mittlerweile eine Lebenseinstellung, die eine immer größere Rolle spielt – auch bei der Urlaubsentscheidung“, heißt es auf Nachfrage. „Aber in den meisten Fällen ist das nicht das ausschlaggebende Buchungskriterium, sondern ergänzt Faktoren wie Preis, Komfort und Zielort.“
Eine Aussage, der sich auch Visit Scotland als nationale Agentur für den international bekannten schottischen Golftourismus anschließt: „Ja, Nachhaltigkeit ist zunehmend ein Gesprächsthema“, heißt es dort. Der Gast bedenke bei der Wahl der Unterkünfte die Kombination aus Qualität und ökologischer Verantwortung. Auch Booking.com stellt in seinem Nachhaltigkeitsreport fest, dass immerhin 53 % aller Reisenden der Einfluss ihrer Reise auf die Bevölkerung vor Ort und die Umwelt bewusst sei. Es ist davon auszugehen, dass Golfer dabei keine Ausnahme sind, auch wenn mehrere kleinere Veranstalter aus der D-A-CH-Region und Großbritannien auf unsere Nachfrage erklären, der Golfer frage nicht nach nachhaltigen Zielen in ihrem Programm.
Gilt für den Golf-Tourismus und das Thema Nachhaltigkeit auch womöglich: Wo kein Angebot ist, da gibt es auch keine Nachfrage. Vielleicht ist die Recherche nach nachhaltigen Zielen oftmals zu kompliziert. Die TUI nämlich ist einer der sehr wenigen Golf-Reiseveranstalter, die dem Kunden überhaupt die Möglichkeit geben, zumindest nach nachhaltigen Hotels oder Resorts zu filtern. Wer stattdessen bei golfbreaks.com, einem echten Marktriesen, versucht, eine nachhaltige Option zu finden, scheitert. Nachhaltigkeit ist kein Filtermerkmal, Hotelzertifizierungen wie etwa GreenKey werden nicht gelistet. Bei Golfplätzen wird ebenfalls kein Hinweis wie etwa eine GEO-, ISO- oder Golf-und-Natur-Zertifizierung gegeben. Gleiches gilt bei yourgolftravel.com oder auf der Website leadingcourses.com, die von vielen Reisenden besucht wird. Bei der Auflistung der Plätze wird noch nicht einmal eine elektrische Ladesäule für Autofahrer aufgeführt. Um es kurz zu machen: Dem willigen Golfer, der explizit lieber nachhaltig verreisen würde, wird die Wahl sehr schwer gemacht, weil es faktisch kaum ein Angebot seitens der Reiseveranstalter gibt.
Bei VisitScotland und bei der TUI stößt man mit den eigenen Angeboten offenbar auf dankbare Kunden. „Wir stellen Unternehmen heraus, die eine grüne Zertifizierung oder einen Klimaplan haben oder ihre Nachhaltigkeitsgeschichte erzählen“, heißt es bei VisitScotland. Internationale Standards wie jener der GEO Foundation spielen dabei sowohl bei Turnierreisen als auch bei Golfplätzen eine wichtige Rolle. Bei der TUI verweist man auf das Green & Fair Label von Hotels und die Kriterien des Global Sustainable Tourism Council. Auf Nachfragen erhält der Kunde sofort eine Liste nachhaltiger Reiseoptionen. Wer sich näher mit dem Thema Nachhaltigkeit im Golf befasst, weiß, dass es eine ganze Reihe international bekannter Resorts, Hotels und Plätze gibt, die sich sehr stark zu dem Thema Nachhaltigkeit bekennen. Die Frage ist nur: Wie erfährt der Golf-Tourist davon?
Golf-Tourismus und Nachhaltigkeit gehören eigentlich zusammen. Schließlich erwartet der Reisende eine intakte Natur und Sicherheit am Reiseort. In Sachen Kommunikation von Nachhaltigkeitsfaktoren bei Golf-Reisen steht die Branche aber erkennbar erst am Anfang. Wie immer beim Thema Nachhaltigkeit, gibt es auch in diesem Segment Vorreiter – zum Glück für den Golf-Touristen, der nach nachhaltigen Reise-Optionen sucht.







Foto: Vabali Spa, Golf Gut Glinde