Lexikon: Soziale Nachhaltigkeit im Golf
Beim Thema Nachhaltigkeit im Golfsport spielt neben der ökologischen und wirtschaftlichen Komponente auch die soziale Nachhaltigkeit als dritte Säule eine tragende Rolle.
Die 2015 entwickelte Agenda 2030 der Vereinten Nationen (UN) mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) bildet prinzipiell das Dach für alle gesellschaftliche Bereiche und somit auch für den Sport. An diesen Zielen orientiert sich auch die britische Organisation Global Sustainable Sport (GSS) bei ihren sieben „nachhaltigen Säulen des Sports“.
Ebenso spielen dabei das 2016 von der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und einigen der führenden Sportorganisationen ins Leben gerufene „Sport for Climate Action Framework“ der UN, das Rahmenwerk Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG), globale Nachhaltigkeitszertifizierungsprogramme und -organisationen sowie die ISO 20121 Zertifizierung eine Rolle.
Sieben Säulen
GSS formuliert einen gemeinsamen Rahmen und ordnet Nachhaltigkeit in allen drei Bereichen mit konkreten Ergebnissen aus Umfragen mit Akademikern und Interessengruppen des Sports innerhalb der sieben GSS Sustainable Pillars of Sport ein. Neben Umfragen, Berichten und Schulungen werden hier auch Unternehmen bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien unterstützt oder diese mit Workshops oder Bildungsprogrammen auf dem Weg zu den sogenannten Champions of Sustainability begleitet.
Partnerschaften, Partizipation, Menschen, Planet, Macht, Profil und Wohlstand heißen dabei die Kategorien der sieben Säulen. Während sich der Bereich Planet primär auf ökologische Nachhaltigkeit bezieht, werden in den anderen sechs Bereichen der Partnerschaften (Sport soll Menschen zusammenbringen), Partizipation („Gesundheit und Wohlergehen“), Menschen (Verringerung von Ungleichheit und Förderung von Bildung und Vielfalt u.a.), Macht (friedensstiftende Rolle), Profil (Förderung der Nachhaltigkeit) und Wohlstand (z.B. verantwortungsvoller Konsum, menschenwürdige Arbeit) soziale Ziele formuliert.
Empfehlungen für die soziale Nachhaltigkeit im Sport finden sich auch im neuen EU Green Sport Playbook, das die Europäische Kommission im Dezember 2023 herausgebracht hat
Musterbeispiele im Golfsport
Die internationale Non-Profit-Organisation GEO Foundation for Sustainable Golf präsentiert in der zweiten Ausgabe ihrer Guidelines „Sustainable Golf Development“ beispielhaft Projekte von Golfanlagen, die als Musterbeispiel für Nachhaltigkeit genannt werden. Darunter finden sich auch viele Projekte im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit, die auf den rund 34.000 Golfanlagen in 207 Ländern umgesetzt wurden. Plätze in öffentlicher oder städtischer Hand und mit freiem Zugang (z.B. Jamor in Portugal, Ksirovka in Tschechien) werden hier ebenso aufgeführt wie Angebote an spezielle Zielgruppen (z.B. North Berwick Golf Club in Schottland mit seinem Neun-Löcher-Kinderplatz‘, FootGolf im Algarve Tennis & Fitness Club), Golfer mit Behinderung (Programmen oder Veranstaltungen der European Disabled Golf Association/EDGA) oder kommerzielle Angebote (z.B. Topgolf).
„Golf ist offen für alle“ – unter diesem Motto agiert der der R&A bei seinen Sustainability-Programmen im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit. Eine offene Zugänglichkeit der Golfanlagen für alle Gesellschaftsschichten und Altersklassen hat sich die R&A Foundation auf die Fahne geschrieben. Sie unterstützt finanziell und organisatorisch Programme wie „Golf it!“ (Golf- und Freizeitkonzept für die ganze Familie) und finanziert Projekte der EDGA. Letztere setzt sich aus zwanzig nationalen Golfverbänden weltweit zusammen, setzt sich als nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation für die Anliegen von Golfern mit Behinderungen ein, richtet eine eigene Turnierserie aus und führt eine eigene Golfweltrangliste (WR4GD Rankings).
R&A-Kampagnen wie #FOREeveryone setzen sich dafür ein, mehr Frauen und Mädchen für den Sport zu begeistern. Beim Thema Inklusion sind insbesondere nationale Golfverbände Ansprechpartner für weiterführende Informationen und Projekte (z.B. der Deutsche Golf Verband bei Golf & Inklusion). Bei der Umsetzung in der Praxis gibt es mittlerweile vermehrt Golfclubs, die inklusive Trainingsgruppen und Turniere anbieten (wie z.B. die „Handicap Stars“ beim Golfclub München Aschheim).