Welche Mehrkosten ergeben sich für Golfanlagen durch Extremwetter? Der Sommer 2025 zeigt gerade in Mitteleuropa, dass der Umgang mit extremer Hitze bei Turnierveranstaltungen darüber entscheidet, wie hoch die wirtschaftlichen Einbußen für eine Golfanlage sind.
60 Anmeldungen – 30 Absagen
Donnerstag, ein normaler Herrentag, rund 60 Leute haben gemeldet. Drei Tage vorher ist der Meldeschluss vorbei, 60 Personen haben zugesagt. Und dann kommt die Wettervorhersage: 35 Grad, Dauerhitze. Ab dann wird das Turnier für den Club teuer, weil nichts mehr läuft, wie es an einem normalen Tag in der D-A-CH-Region bei Temperaturen von unter 30 Grad geplant war.
Im Sekretariat trudeln in loser Reihenfolge die Anfragen der Turnierteilnehmer ein: Kann ich eine frühe Startzeit haben? Ist noch ein Elektro-Cart frei? Falls es kein E-Cart mehr gibt, möchte ich bitte stornieren. Oder sofort das Storno, egal ob Carts da sind oder nicht. Im Normalfall beschäftigen sich zwei Mitarbeiter, von denen einer einen Tag vorher eine Startliste erstellt hat, mit deren Änderung. Telefonate werden geführt, E-Mails geschrieben, die Liste im stündlichen Abstand umgestellt. Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von etwa 20 Euro für Personal im Clubsekretariat ergibt allein der Kostenaufwand für Umplanungen bei vier Stunden 160 Euro. Sagen 30 Leute ab, liegt der Ausfall bei der Nenngebühr bei 1050 Euro.
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Dazu kommt die Information der Gastronomie. Die ist auf 60 Personen eingestellt, aber am Ende des Tages kommen nur 30 Personen zum Essen. Der Einkauf ist zu groß ausgefallen. „Die Extremwettersituationen und der Wechsel sind das, was uns richtig hart zu schaffen macht, weil man einfach nichts mehr darauf einstellen kann“, resümiert Andreas Dorsch, Geschäftsführer des Golfmanagement Verbandes in Deutschland.
Während in Südeuropa, den Südstaaten der USA, Golfclubs in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in den asiatischen Ländern der Umgang mit extremer Hitze Standard ist, müssen nun die Verantwortlichen bei Golfanlagen, die in der Vergangenheit sehr selten Events an extrem heißen Tagen ausrichten mussten, Abläufe neu lernen. Extreme Hitze führt auf Golfanlagen damit zu Mehrkosten, wenn die Golfanlage nicht auf diese Form von Extremwetter vorbereitet ist.
- Greenfeespieler bleiben aus, Greenfeeinnahmen entfallen.
- Bei Events und Turnieren steigt die Anzahl der kurzfristigen Absagen. Das führt zu Organisationsaufwand und gleichzeitig geringeren Einnahmen in der Gastronomie.
- In Extremfällen werden Turniere abgesagt und die Gastronomie geschlossen, um unnötige Kosten zu sparen.
- Der Aufwand für Maßnahmen gegen die Hitze steigt zum Beispiel durch Gratis-Getränkeausgabe oder die Verteilung von nassen Handtüchern durch eine Servicekraft.
Bessere Turnierorganisation bei Hitze
Auf Dauer bedeutet dies für das Management von Golfanlagen vor allem eines: Eine deutliche Verbesserung der Vorbereitung auf Turniere an Hitzetagen ist notwendig.
- Im Clubsekretariat werden vor Beginn der Saison Mitarbeiter in Erste Hilfe und insbesondere in der Reaktion auf gesundheitliche Problemfälle bei Hitze geschult.
- Das Clubmanagement verfolgt die Wettervorhersagen längerfristig und kommuniziert bereits vor Meldeschluss, dass mit hohen Temperaturen zu rechnen ist.
- Die Startzeiten werden in den frühen Vormittag verlegt oder ein früher Kanonenstart angeboten.
- Es wird aktiv auf die Verwendung von Sonnenschirmen, Kappen und Elektrolytgetränken hingewiesen.
- Die Flights werden auf maximal Dreier-Flights, wenn möglich Zweier-Flights reduziert, um einen möglichst schnellen Ablauf zu garantieren.
- Elektrocarts werden aktiv angeboten und deren Verfügbarkeit klar kommuniziert.
- Während der Runde stehen kontinuierlich Stationen mit Wasser und Getränken zur Verfügung.
- Während des Turniers ist im Management zumindest eine Person vor Ort, die einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat
Allein der Golfer selbst kann darüber entscheiden, ob und in welcher Form er in der Lage ist, in extremer Hitze Golf zu spielen. Bei Jugendlichen und Kinder sind hier die Eltern in der Verantwortung. Die Golfanlage als Ausrichter eines Turniers aber kann die Veranstaltung bei hohen Temperaturen als positives Erlebnis gestalten, wenn sie richtig mit der Thematik umgeht. Tut sie dies nicht, dürfte die Anzahl der Absagen am nächsten Hitzetag noch einmal steigen und damit der finanzielle Ausfall ebenfalls.