„Ich weiß jeden Tag meinen Feuchtigkeitsgehalt“: Das ist der Satz, der für Jim Pavonetti und Jake Schmitz den Unterschied macht. Keine Schätzungen mehr, kein Handwässern nach Gefühl. „Ich weiß den Feuchtigkeitsgrad einfach so viel besser“, erklärt Pavonetti, Superintendent des Fairview CC im US-Staat Connecticut. Sein College Jake Schmitz, verantwortlich für das Greenkeeping des Olympic Hills GC in Minnesota, sieht das genauso. Die Aussagen der beiden amerikanischen Head-Greenkeeper beziehen sich auf den neuen TurfRad Sensor, der zur Bodenfeuchtemessung auf Fairways dient.
Technologieboom beim Thema Wasser
Das Thema Bodenfeuchtemessung bewegt seit einigen Jahren angesichts der zunehmenden Notwendigkeit zum Wassersparen aber auch aufgrund der nachlassenden Qualität bei überwässerten Golfplätzen die Branche. Entsprechend hoch ist die Konkurrenz im Segment jener Firmen, die Lösungen bei der Ermittlung der Bodenfeuchte und Lieferung der Daten bieten. Galt vor einigen Jahren noch der Bodenfeuchte-Sensor TDR oder die Bewässerung nach Evapotranspiration als Maß aller Dinge, so hat sich die Lage inzwischen gewandelt.
Technologie, um Bodenfeuchte zu ermitteln, gibt es inzwischen reichlich: Wärmebildgebung multispektrale Bildgebung, L-Band Radiometrie, kosmische Strahlungsneutronensensoren – schon allein die Begrifflichkeiten machen klar, dass die Innovationen hinter dem Thema Bodenfeuchte längst Lichtjahre davon entfernt sind, was auf Golfplätzen immer noch hier und da üblich ist. Wässern nach Gefühl ist ein Auslaufmodell. „Aber ja, ich habe immer viel nach dem visuellen Eindruck gemacht, sagt Pavonetti“.
Angesichts der zahlreichen Anbieter mit Drohnen, Sensoren und Software auf dem Markt wird schon die Entscheidungsfindung für die richtige Technologie für Superintendents oder Clubmanager zu einem Intensivkurs in fortgeschrittener Physik. Insofern darf man es als echten Durchbruch für das Schweizer Start-up Unternehmen TerraRad, ein Spin-off der ETH Zürich, bezeichnen, dass sich das Unternehmen TORO als einer der Giganten im Golfmarkt für eine Kooperation mit dem Unternehmen entschlossen hat.
„Mit einem vollständig integrierten Bewässerungssystem, das Echtzeit-Feuchtigkeitskartierung, genaue Daten und benutzerfreundliche Steuerungen bietet, können Golfplatzverwalter ihren Rasen in Topform halten und gleichzeitig Nachhaltigkeitsziele erreichen und Kosten senken,“ kündigte John Dalman, Senior Produkt Manager bei Toro, die Neuheit im Februar anlässlich der GCSAA an. Jetzt sind weltweit in den einzelnen Regionen die Sales-Manager unterwegs, um die Technologie auch dem Durchschnitts-Club in Deutschland, England, Dänemark oder an anderer Stelle schmackhaft zu machen. Immer mit dem Versprechen, die Technologie spare laufende Kosten, senke den Wasserverbrauch und sorge für bessere Grasqualität.
Dabei steht die Kombination mit dem Steuerungssystem Lynx Control im Mittelpunkt, die stark vereinfacht so funktioniert: Die TerraRad Sensoren ermitteln die Bodenfeuchte, leiten sie an die Recheneinheit weiter und diese optimiert die Wassersteuerung. An den einzelnen Sprinklern wird passgenau beregnet. Die Golfanlage hat also die Möglichkeit einer nahezu vollautomatisierten Beregnung, so dass sich das Greenkeeping Team auf die Überwachung, strategischen Ziele, die Beregnungsanlage selbst und zahlreiche andere Aufgaben des Platzes konzentrieren kann.
Wer ohne Lynx arbeitet, erhält die Feuchtigkeitsmessung und trifft dann selbständig die Entscheidung, welche Bewässerung er dann vor Ort daraus ableitet. Die Bodenmessung selbst basiert auf Mikrowellen, die zehn Zentimeter tief messen können. Zehn mal pro Sekunde wird gemessen, das ergibt 10.000 Messungen pro Fairway. Daraus ergibt sich eine Feuchtigkeitskarte für das Fairway. Jim Pavonetti experimentiert inzwischen auch mit dem Sensor auf einem Grünroller. Hier kommt er allein auf 2000 Bilder pro Grün.
Auf einen Fairwaymäher, so wie auf vielen Toro Abbildungen zu sehen, haben Jim Pavonetti und Jake Schmitz die Sensoren allerdings nicht montiert. „Ich will die Daten jeden Tag, sagt Schmitz, aber ich mähe ja nicht jeden Tag die Fairways.“ Deshalb hat er zwei Sensoren wie zwei Flügen auf ein klassisches Greenkeeper-Cart montiert und fährt den Platz täglich ab. „Die Information hat für mich enormen Wert, weil ich einfach trockenere, festere Spielbedingungen will.“ Er hat die Sensoren seit April im Einsatz. Sein Kollege Pavonetti nützt die Geräte bereits im zweiten Jahr und hat inzwischen drei Sensoren. „Zwei habe ich auf den normalen Carts, eines auf dem Grün-Roller, um hier auch die Feuchtigkeit zu sehen. Auf die Art und Weise monitore ich eigentlich permanent.“
Die Zeit- und Kostenersparnis hat er vor allem bei einer deutlich verbesserten Steuerung des Handwässerns bemerkt. „Früher waren manchmal fünf Leute am Tag fünf Stunden unterwegs und haben all‘ die Stellen gewässert, von denen wir über die Jahre wussten, dass sie trockenanfällig waren. Jetzt mache ich die Messung, drucke die Karte aus, umkreise die wichtigen Stellen und dann können meine Leute das punktgenau machen. Das spart Stunden, Wasser und Kosten.“
Bleibt die Anfangsinvestition, die derzeit bei rund 6000 Dollar/Euro pro Gerät liegt. Dazu kommt eine jährliche Softwaregebühr von derzeit 7000 Euro bzw. 8000 Dollar. Zwei Sensoren pro 18 Löcher, so die Empfehlung, benötigt man auf jeden Fall. 75 Golfanlagen weltweit sind derzeit mit den TerraRad Sensoren unterwegs. Kapitalgeber wie Old Tom Capital und diverse Forschungsfonds haben sich hinter das Jungunternehmen gestellt. Ob es die Golfanlagen in ausreichender Menge tun, muss sich noch zeigen.
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