Golf und Biodiversität: Mehr Chancen für die Fledermaus
Sie leben seit über 50 Millionen Jahren auf der Erde. Sie tragen ein Fell wie eine Maus, können fliegen wie ein Vogel, sehen mit ihren Ohren. Sie sind sehr scheu und blitzschnell bei der Jagd – Fledermäuse sind geheimnisvolle Wesen der Nacht, die sich auf vielen Golfplätzen wohl fühlen. Die einheimischen Säugetiere gelten als fleißige Insektenfresser und leisten einen wichtigen Beitrag für das ökologische Gleichgewicht.
Bioindikator für intakte Lebensräume
Durch den Klimawandel sind mittlerweile Mücken bei uns heimisch, die exotische Krankheiten übertragen. Fledermäuse sind die einzigen Tiere, die nachts mit Ultraschall und Echoortung auf Insektenjagd gehen. Sie sind während der Dunkelheit der einzige natürliche Feind der Insekten, weil die Singvögel um diese Zeit schlafen. Fledermäuse erfüllen so im Kreislauf der Natur eine wichtige Funktion. Sie sind zudem ein Bioindikator für intakte Lebensräume. Auf immer mehr Golfplätzen werden die „Batmens“ heimisch. „Unordnung ist Artenvielfalt“ – so lautet das Credo des Biodiversitäts-Beauftragten des Deutschen Golf Verbandes, Dr. Gunter Hardt. Mittlerweile sind die meisten Golfplätze nicht nur ein grüner „Sportplatz“, sondern auch das Zuhause vieler Tier- und Pflanzenarten, doch eine Tierart lebe oft im Verborgenen.
Wie groß die Anzahl der Fledermäuse auf Golfplätzen ist, ist unbekannt. „Es sind seltene Fledermausarten heimisch. Die Tiere sind in alten Gebäuden oder in Bäumen mit Hohlräumen zu finden. Die Fledermäuse fühlen sich wohl auf den Golfplätzen. Die Säugetiere besitzen einen sensiblen Hörsinn, der wenig Lärm verträgt. Die Golfspieler stören die Fledermäuse nicht, da Golf ein ruhiger Sport ist. Mit den angelegten Teichen und einer Vegetationsstruktur, in der sich Insekten wohlfühlen, finden die Fledermäuse auf den Plätzen genügend Nahrung“, erklärt Dr. Hardt. Er rät davon ab, Fledermäuse anzusiedeln: „Wenn der Lebensraum stimmt, kommen sie von ganz allein“, sagt er.
Hier leben Fledermäuse gerne
Der ehrenamtliche Fledermausbeauftragte Markus Liebl aus dem bayerischen Grafenwöhr weiß, was zu tun ist, damit sich Fledermäuse an einem Ort einbürgern: „Sie brauchen einen zugfreien und trockenen Platz. Ein stabiler Schuppen ist ideal. Dort sollen etwa 10 Zentimeter hohe und 20 Zentimeter breite Einfluglöcher gebohrt werden. So kommen Fledermäuse rein, nicht aber Tauben“, rät Liebl.
Erhebungen über den Fledermausbestand sind laut Markus Liebl schwer zu treffen, da nur die Nistkästen und Tiere unter den Dächern kontrolliert werden. „Diese sind“, so der Experte, „nur die Spitze des Eisbergs.“ Liebl meint: „Die Forstwirtschaft entnimmt derzeit viel Bäume. Große und alte Bäume mit Hohlräumen können sich so nicht entwickeln. „Auch werden alte Häuser isoliert und so gibt es keine Einflugmöglichkeiten für die nachtaktiven Tiere.“ Liebl schätzt, dass der Fledermausbestand stagniert.
Immer mehr Golfplätze bieten seiner Meinung nach für die Tiere einen idealen Rückzugsort und Lebensraum. Auf Golfplätzen gibt es Flächen, auf denen die Säugetiere ungestört leben können. Werden spezielle Fledermauskästen auf Bäumen und an Gebäuden platziert, könne dies die Ansiedlung der nächtlichen Insektenjäger begünstigen.
So wurden beim Golfclub Erding-Grünbach drei Fledermauskästen angebracht, die mittlerweile alle belegt sind. Auch Wasserflächen und Blühflächen für Insekten mit tag- und nachtblühenden Pflanzen bieten für die nachtaktiven Fledermäuse Nahrungsquellen.
In Bayern gibt es 25 verschiedene Fledermausarten. Die kleinste, ist die Zwergfledermaus, die eine Körperlänge von maximal fünf Zentimetern aufweist. Trotzdem vertilgt dieser Winzling in einer Nacht bis zu 1.000 Mücken. „Bei meinen Fledermausberatungen bekomme ich oft das Feedback, dass seit Fledermäuse vor Ort sind, die Menschen kaum von Stechmücken belästigt werden“, berichtet Liebl.
Fledermäuse werden jedoch bis heute ihr zwiespältiges Image nicht los: Die Angst vor den Tierchen ist, laut dem Fledermausbeauftragten, aber unbegründet. Zwar könnten die Tiere theoretisch Tollwut übertragen, was Markus Liebl jedoch für so gut wie unmöglich hält. Deutschlandweit sind ihm rund zwei Dutzend Tollwutfälle bekannt. „Übertragbar wäre die Tollwut nur, wenn man die Fledermäuse in die Hand nimmt und sich beißen lässt. Golf wird tagsüber gespielt. Fledermäuse sind nachts unterwegs. Zudem gehen sie von sich aus nicht auf Menschen zu“, meint der Experte.
Umweltveränderungen haben in den letzten Jahrzehnten zu drastischen Bestandsrückgängen der heimischen Fledermausarten geführt. Sie sind mittlerweile in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Die fliegenden Säugetiere, die seit 1936 unter Naturschutz stehen, finden nun aber auf immer mehr Golfanlagen neue Lebensräume.