Golf kann sich Grenzenlosigkeit nicht mehr leisten
Ein Kommentar von Petra Himmel zur Entscheidung von USGA und R&A, ab 2026 ein Ball-Limit im Bereich der Elitespieler einzuführen.
Endlich hat der Längenwahnsinn ein Ende.
Ein Drive von Rory McIlroy fliegt normalerweise mehr als 300 Meter weit. Er passiert ein Fairway, das bewässert, gedüngt und von Greenkeepern gemäht wird. All dies sind Ressourcen, die entweder knapp oder teuer sind, manchmal auch beides. Je kleiner das Gelände ist, das Rory McIlroy nutzt, desto weniger Ressourcen verbraucht er, desto kleiner ist der CO₂-Fußabdruck des Golfplatzes.
Deshalb ist die heutige Entscheidung der United States Golf Association (USGA) und des R&A, den Ballflug auf Elite-Ebene zu begrenzen, hervorragend. Tatsächlich war die Pressekonferenz der beiden Verbände die erste in meinen mehr als 25 Jahren im Golfsport, in der der Faktor Nachhaltigkeit immerhin mehrfach zur Sprache kam.
„Wir denken darüber nach, wie der Golfsport in 20 Jahren aussehen kann“ – Mike Whans Aussage als CEO der USGA zeigt, dass es in der Golfindustrie endlich um mehr geht, als um millionenschwere Preisgelder und Spaßspiele. Angesichts knapper Ressourcen und steigender Preise steht für viele Golfplätze weltweit langfristig das wirtschaftliche Überleben auf dem Spiel. Dazu kommt die Frage, ob Nicht-Golfer Golf als nachhaltigen Sport betrachten.
Mein Lieblingssatz der heutigen Pressekonferenz kam übrigens von Martin Slumbers, CEO des R&A: „Wir unterstreichen die Tatsache, dass Golf ein Spiel der Fähigkeiten ist.“ Wie wahr.
Golf zu genießen heißt mehr als nur nach Länge zu hecheln. Das gilt nicht nur für den Profi, sondern auch für den Fan. Wer es nicht glaubt, dem beweist ein Nachmittag am 9. Grün des Augusta National GC bei der US Masters das Gegenteil. Was gibt es Aufregenderes als einen Ball, der am oberen Ende des Grüns langsam Fahrt aufnimmt, am Loch vorbeiläuft und dann das Grün wieder verlässt? Wieviele Spitzenspieler sind hier schon gescheitert….
Die Entscheidung über die neue Ballregel wird viel diskutiert werden. Was aber erwarten wir von den Gremien, die den Golfsport gestalten? Dass sie Entscheidungen treffen, die manchmal unpopulär sind, weil sie unbequem sind und dem aktuellen Trend ein Ende setzen.
In der Nachhaltigkeitsdebatte geht es ständig um nichts anderes: neue Regeln, die Grenzen schaffen, weil sich niemand mehr Grenzenlosigkeit leisten kann. Auch wir Golfer nicht.