„Das ist ein Meilenstein“ – Jakob Moncher, Platzwart des GC Seefeld Wildmoos im österreichischen Tirol, spricht vom Projekt „Artenvielfalt fördern und erleben.“ Dessen Ziel erklärt die Club-Präsidentin Andrea Hoch-Sarnthein, wie folgt: „Es werden rund 50 ha unserer Golfplatzfläche nicht bespielt und bilden einen wertvollen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.“ Das Besondere daran: Dem GC Seefeld-Wildmoos ist es gelungen, das Projekt über Förder- und Sponsorengelder komplett zu finanzieren.
Sponsoren entdecken das Thema Artenschutz
„Ich bin da offene Türen eingelaufen“, resümiert Moncher, der sich im vergangenen Jahr um die Vermarktung des Projektes kümmerte. „Gerade in einer Zeit, in der Klinkenputzen schwierig ist, war dieses Thema absolut positiv besetzt.“ So positiv, dass die Tiroler Landesregierung fünfstellige Mittel zusagte.
Daneben hat der Club die Förderpakete Gold und Silber für 1800 und 900 Euro aufgelegt, in deren Rahmen sich Sponsoren in das Projekt Artenvielfalt einbringen können. Auch hier fanden sich schnell zahlreiche Geldgeber. Die Idee, Biodiversitäts-Projekte an Sponsoren zu vermarkten, ist nicht nur in Österreich neu, kam aber offenbar exzellent an.
Ökonomie, Ökologie und Soziales im Golf vereinen
Für den GC Seefeld-Wildmoos, der knapp 700 Mitglieder und im Jahr zirka 6000 Gäste als Greenfeespieler hat, bedeutet dies vor allem erst einmal die Möglichkeit, die geplanten Veränderungen auf der Anlage in Ruhe umsetzen zu können. Ökonomie, Ökologie und Soziales sollen auf Dauer im Einklang miteinander verfolgt werden. Seit 2020 hat die Golfanlage, die auf 1180 Meter Höhe liegt und im Winter als Loipe genutzt wird, auf pestizidfreie Pflege umgestellt. Die Beregnungsanlage wird optimiert, um die einzelnen Bereiche des Platzes je nach Bedarf bewässern zu können. Robuste, wasserarme Festuca-Gräser kommen vermehrt zum Einsatz. Alexander Höfinger von Höfinger Solutions, der hier die Beratung übernommen hat, kennt durchaus auch die Problematik dieser nachhaltigen Herangehensweise: „Wer komplett pestizidfrei pflegt, muss ab und an auch Qualitätsverluste hinnehmen. Deshalb ist es entscheidend, dass die Anlage hier von Beginn an in die Kommunikation geht.“
Die Entscheidung, von kurzfristigem Handeln und Reagieren auf eine langfristig ausgerichtete ökologische Pflege mit nachhaltigem Charakter zu setzen, wurde in dem Golfclub bewusst getroffen und wird nun nach und nach auf alle Bereiche der Anlage angewendet: Die neuen Cartwege werden luft- und wasserdurchlässig, versiegeln den Boden nicht. Ein neuer Speicherteich weist in Zukunft naturnahe Ufergestaltung auf, mechanische Pflege erhält mehr Gewicht. Plize, Bakterien und Nematoden sorgen im Boden für das nötige Gleichgewicht. Außerdem wurde 2021 eine botanische Erhebung auf der Golfanlage durchgeführt, die allein 35 Rote Liste-Arten dokumentierte.
Green Deal der Olympia-Region Seefeld
Der Golfclub fügt sich mit seinem Projekt in den sogenannten Green Deal der Region Seefeld ein, der mit dem Beginn der Corona-Pandemie entstand. „Die Region Seefeld zeichnet sich schon immer im Sommer wie im Winter dadurch aus, dass die Naturerfahrung im Vordergrund steht“, erläutert Franz Straubinger, der für das Nachhaltigkeits-Projekt verantwortlich ist. Seit der Entscheidung für einen nachhaltigen Tourismus, hat der Ort 3000 m² neue Blühflächen angelegt, die komplette Autoflotte im kommunalen Bereich elektrifiziert, in den Büros auf Bio-Tinte und Recyclingpapier umgestellt und auf dem Betriebshof Photovoltaik installiert.
Mobilität ist das schwierigste Thema
Das Thema Mobilität, gerade auch bei den Golf-Gästen ein Thema, bleibt dabei der schwierigste Punkt: „Das ist ein großer Brocken, den man stemmen muss“, resümiert Straubinger, der allerdings auch darauf hinweist, dass Seefeld an eine ICE-Strecke angeschlossen ist. „Außerdem werden wir in der Werbung nun massiv den öffentlichen Nahverkehr in den Vordergrund stellen.“
Die Bemühungen der Golfanlage auf pestizidfreie Pflege umzustellen, Ressourcen zu schonen und die Artenvielfalt noch weiter zu stützen, ergänzt das Konzept der Tourismusregion Seefeld deshalb ideal. „Wir sind eine dünn besiedelte Region. Der Naturpark Karwendel prägt uns. Das schlägt sich auch im Tourismuskonzept nieder“, resümiert Straubinger. Jakob Moncher vom GC Seefeld-Wildmoos sieht das genauso: „Wenn man schon die Natur beansprucht, wie wir das eben auch beim Golf tun, dann hat man auch eine gewisse Verpflichtung. Wir versuchen einen Weg zu skizzieren, wie Golfer und die Umwelt in Symbiose existieren können.“