GC Odenwald: 72 Hektar Natur pur
Natur pur, freie Blicke, Entspannung pur – das erlebt der Golfer, wenn er im GC Odenwald auf einem der Abschläge des 18-Löcher-Platzes steht. In dem durchaus hügeligen Gelände des hessischen Clubs, den Vizepräsident Kersten Preussler als „sportliche Herausforderung“ tituliert, fällt der Blick so gut wie nie auf Wohnhäuser oder Industriegebäude. Das Prinzip des Projektes „Lebensraum Golfplatz“, das der Hessische Golfverband in Kooperation mit dem Hessischen Umweltministerium durchführt, lässt sich hier leicht umsetzen: Die 72 Hektar große Golfanlage wuchert mit riesigen Hecken, Brachflächen, Waldsäumen, Wasserläufen. Abseits der Spielbahnen haben sich Fauna & Flora seit über 40 Jahren prächtig entwickelt.
Aufwertung zusammen mit dem HGV
Und doch: Aufwerten kann man auch diese Anlage in Sachen Artenvielfalt, weshalb Preussler zusammen mit dem HGV-Berater Bodo Rüdiger im vergangenen Jahr an neuen Projekten gearbeitet hat. Zusätzliche Totholzbereiche hat die Anlage geschaffen, Streuobstbäume gepflanzt, sich außerdem um die Aufwertung von rund 7000 Quadratmeter Wildblumenwiesen gekümmert. Wer den Blick schweifen lässt, sieht die Aufsitzstangen für die Greifvögel zwischen den Bahnen verteilt, entdeckt mit ein bisschen Glück außerdem die eine oder andere kleine Amphibie in den Steinhaufen.
Trittsteinbiotope, die Insekten und kleinen Tieren die Wanderung zwischen ihren Lebensräumen erleichtern, gibt es hier immer wieder. Angesichts der Größe der Heckenstrukturen, die sich seit dem Bau der Anlage 1980 stark entwickelt haben, ist es kein Wunder, dass man bei jedem Schlag von Vogelgezwitscher begleitet wird. Auch seltene Arten wie der Neuntöter sind im GC Odenwald heimisch. Der Imker, der hier sechs Bienenstöcke hält und anfangs befürchtete, er müsse wegen Nahrungsmangel auf dem Golfplatz womöglich zufüttern, ist längst bekehrt. Der Honig vom Golfplatz im Odenwald kommt bestens an.
Probleme bereitet auch dieser Anlage, wie so manchem Golfclub in Hessen, das Thema Wasser. Nach dem extremen Trockenjahr 2022 haben sich die Auflagen für die Wasserentnahme verschärft, sind an die Pegelstände eines Fließgewässers gekoppelt. Für den Golfclub, der als eingetragener Verein fungiert, hat das erhebliche Auswirkungen. Der Bau eines Speicherteiches steht an, um Wasser stets in einem Notspeicher zur Verfügung zu haben. Die Investition ist erheblich, aber unumgänglich.
Faktor Natur ein Werbemittel
Immerhin: An dieser Stelle macht sich die Weitsicht der bisherigen Vorstände des GC Odenwald positiv bemerkbar. „Wir haben uns eigentlich immer darum bemüht, dass dem Club die Grundstücke gehören, nach und nach immer wieder kleine Grundstücke zugekauft“, erklärt Preussler. Deshalb ist das Gelände fast komplett Eigentum des Vereins, was für größere Bauprojekte deutlich bessere Finanzierungsbedingungen schafft.
Die Zukunft des GC Odenwald scheint dadurch gesichert, zumal auch der Faktor „Natur“, mit dem man hier wuchern kann, immer mehr Golfer anzieht. Ausatmen, erholen, abschlagen – der Lebensraum Golfplatz tut in diesem Fall eben auch den Menschen gut.