Auf der einen Seite blanke Erde – auf der anderen Seite tiefes Grün. „Besser kann man den Unterschied eigentlich nicht verdeutlichen“, sagt Florian Opitz. Der Landschaftsarchitekt weist auf die Felder rechterhand hin, die in konventioneller Landwirtschaft betrieben werden und auf die Fläche des GC Darmstadt-Traisa auf der anderen Seite. Die üppigen Heckenstrukturen des Clubs, die hohen Bäume – hier wird sofort klar, dass der Golfplatz als Lebensraum für zahlreiche Tiere, Insekten und Pflanzen neben den Feldern eine wichtige Rolle für die Biodiversität spielt. „Am Anfang waren die Naturschutzverbände sehr skeptisch, als es um das Thema Golf ging – inzwischen arbeiten wir gut zusammen,“ resümiert Opitz, der vor allem mit dem regionalen Ortsverband des NABU Kontakt hat.
Der GC Darmstadt-Traisa in Hessen ist ein Vorzeigebeispiel dafür, dass Engagement im Bereich Umwelt wenig mit der Größe einer Golfanlage, üppigem Personal oder hohem Budget zu tun hat. Die 9-Löcher-Anlage, die auf einem Stiftungsgelände liegt, befindet sich leicht versteckt am Rande von Darmstadt. Im Sekretariat ist Michael Opitz zuständig für die Abläufe, das Greenkeeping-Team besteht aus Head-Greenkeeper Anselm Schröder und drei weiteren Mitarbeitern. Der Golfplatz am Dippelshof in Traisa, der ab der Clubgründung 1973 nach und nach erstellt wurde, ist kein Fall für große Meisterschaften, sondern ideal für Golfer, die auf unverbaute Landschaft und das Naturerlebnis setzen.
Die Auszeichnung Golf und Natur in Gold im Qualitätsmanagementprogramm des Deutschen Golf Verbandes beruht auf vielerlei Einzelprojekten, die Florian Opitz und Anselm Schröder präsentieren. Sie reichen von Lesesteinhaufen über eine Vielzahl von kartierten Bäumen, sie beinhalten Bienenstöcke und Totholzhaufen. Ein Schilf-Röhricht-Biotop fällt ins Auge, das zwar bei Bedarf entbuscht wird, ansonsten aber naturbelassen ist.
Artenreiche Wiesen stark erweitert
Gewuchert wird im GC Darmstadt-Traisa mit artenreichen Wiesen, die in vielen Bereichen der Anlage in den Blick geraten. 2009 wurden an verschiedenen Stellen Magerwiesen entwickelt, die 2021 noch durch einen weiteren Bereich an Spielbahn 7 erweitert wurden. 15 Zentimeter nährstoffreicher Oberboden wurden abgetragen, mit Natursteinschotter und Sand aufgefüllt. Eingesät wurden ortstypische Wildblumen und Wildgräser mit Saatgut aus der Region. Mit Blick auf die jüngste Ergänzung, eine weitere Magerwiese an Bahn vier, stellen die Opitz-Brüder aber auch fest, dass die Abmagerung der Flächen nicht immer einfach sei. Durch die Abtragung des Schnittguts versucht man sie weiter zu optimieren.
Hinzu kommt, dass die üppigen Wiesen, die speziell in einem feuchten Frühjahr wie diesem, durchaus gut gewachsen sind, so manchem Golfer ein Dorn im Auge sind. „Wir haben die Spielflächen verringert, dabei aber darauf geachtet, nur Flächen aus dem Programm zu nehmen, die den Spielfluss nicht behindern“, resümiert Florian Opitz. Vor und zwischen einigen Abschlagboxen steht das Gras nun höher.
Ökologischer Bestandsplan
Einen perfekten Überblick der Gesamtsituation verschafft der ökologische Bestandsplan, den der Golfclub zusammen mit der NABU Gruppe Nieder-Ramstadt verfasst hat. Im Detail finden sich Teiche, Bachläufe, Streuobstwiesen und vieles mehr aufgelistet, vor allem aber auch in ihrer Bedeutung erklärt.
Hier hat der Golfclub auch noch einmal seine Grundsätze für eine naturschutzsensible Pflege aufgelistet: Sie reichen von der Nutzung des Wassers aus Speicherteich und Zisternen für die Bewässerung bis zur Streifenmahd der Extensivwiesen. Die Bereiche Wasser, Pflanzenschutz und Flächenpflege sind beinhaltet. Der große Vorteil dieses Plans aus dem Dezember 2023: Durch die Dokumentation der Maßnahmen und Grundsätze sind diese auch dann noch einsehbar, wenn zum Beispiel die verantwortlichen Personen im Präsidium wechseln. Die kontinuierliche Arbeit kann damit weiter verfolgt werden – eine wesentliche Grundlage für den Erfolg des GC Darmstadt-Traisa.