Golf & Country Club Seddiner See: Brutgebiet für Braunkehlchen
Im Golf- und Country Club Seddiner See fühlt sich das Braunkehlchen, Vogel des Jahres 2023, offenbar wohl. Bei dem wissenschaftlichen Fauna- und Flora-Monitoring, das im Jahr 2017 auf der Golfanlage durchgeführt wurde, wurden auf dem rund 185 Hektar umfassenden Areal bei mehreren Begehungen von Ornithologen insgesamt 448 Reviere von Brutvögeln dokumentiert. Weitere 133 Brutreviere wurden im Randbereich der Golfanlage nachgewiesen.
Insgesamt 66 Brutvogel-Arten wurden dabei erfasst. Rund ein Drittel davon (21 Brutvogel-Arten) wiesen in 2017 einen Schutzstatus auf der Roten Liste Brandenburgs (2008) und / oder der Roten Liste Deutschlands (2015) auf.
Mehrere Brutpaare nachgewiesen
Von den Brutvogel-Arten mit Schutzstatus waren neun Arten der Kategorie 3 (gefährdet) und eine Vogelart der Kategorie 2 (stark gefährdet) zugeordnet. Letztere Vogelart war das Braunkehlchen, das mit drei Brutrevieren auf der Golfanlage sowie einem weiteren Brutrevier im Randbereich der Golfanlage nachgewiesen wurde. Der Braunkehlchen-Bestand scheint auf dem Golfplatz-Gelände damit nachhaltig stabil zu sein. Bereits bei einem in 2008 durchgeführten Fauna- und Flora-Monitoring wurden auf der Golfanlage vier Braunkehlchen-Brutreviere dokumentiert.
Das ist umso bedeutsamer, weil das Braunkehlchen in der Roten Liste Brandenburg im Jahr 1997 noch als „gefährdet“ (Kategorie 3) eingestuft wurde, in 2008 dann aber als „stark gefährdet“ in die Kategorie 2 umgestuft wurde. Die Bestandsgefährdung des Braunkehlchens hatte offensichtlich in diesem Zeitraum weiter zugenommen. An dieser Gefährdungslage hat sich bis heute nichts geändert. In der aktuellen Roten Liste Brandenburgs von 2019 ist das Braunkehlchen nach wie vor als „stark gefährdet“ klassifiziert. Vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) wurde der bundesweite Braunkehlchen-Bestand für den Zeitraum 2011 – 2016 mit nur noch 19.500 – 35.000 Exemplare quantifiziert – Tendenz weiter abnehmend.
Mehr Brutvögel nach dem Bau der Golfanlage
Die Revier-Nachweise des Braunkehlchens auf dem Golfplatz-Areal sind aber auch deshalb bedeutsam, weil das Braunkehlchen in diesem Gebiet bereits im Jahr 1994 dokumentiert wurde – also vor dem Baubeginn der Golfanlage. Bau und Betrieb der Golfanlage haben somit nachweislich nicht zu einer Abwanderung der Braunkehlchen geführt, sondern – ganz im Gegenteil – zu einer Zunahme der Artenvielfalt bei Brutvögeln insgesamt auf dem Golfplatz-Gelände beigetragen: Bei der Untersuchung im Jahr 1994 wurden insgesamt 57 Brutvogel-Arten erfasst, in 2008 waren es bereits 61 Arten und in 2017 dann 66 Brutvogel-Arten. Und im Jahr 2023 – im Jahr des Braunkehlchens?
Text: Horst Schubert