Extremwetter: Experten mahnen zu mehr Vorbereitung
Die Nachrichten der vergangenen Woche waren eindeutig negativ: Laut Munich Re, weltweit größter Rückversicherer, haben globale Naturkatastrophen 2024 überdurchschnittliche Schäden von 320 Milliarden Dollar verursacht. Dafür sei, so der Chefklimatologe Tobias Grimm, der Klimawandel dafür verantwortlich. „Die Welt ist so heiß wie nie zuvor“, stellt er fest. „Und das bedingt stärkere Stürme, Unwetter und auch Überschwemmungen.“ Gemessen an den versicherten Schäden war 2024 laut Munich Re das drittteuerste Jahr seit 1980.
Rekordtemperaturen
Zeitnah meldete der Copernicus Climate Change Service, 2024 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, wobei der Klimawandel außerdem noch zu extrem warmen Temperaturen der Ozeane geführt habe. Der Deutsche Wetterdienst hatte da bereits für Deutschland bilanziert, dass es das heißeste Jahr seit Messbeginn erlebt habe. Uwe Kirsche, Pressesprecher des DWD erklärte: „Erschreckend ist vor allem, dass 2024 das Vorjahr gleich um außergewöhnliche 0,3 Grad übertroffen hat. Das ist beschleunigter Klimawandel.“ Der sehr milde Winter 2023/2024 sowie das rekordwarme Frühjahr hätten zugleich ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen gebracht. 2024 war in Deutschland ein deutlich zu nasses Jahr.
Die Extremwetter, die weltweit zu den hohen Schäden führten, trafen Nordamerika zwar am stärksten, aber auch Europa war vor allem von starken Überschwemmungen in Spanien, Deutschland, Österreich und anderen Ländern beeinträchtigt.
Die Konsequenz für den Golfmarkt ist klar: Sowohl Golfplätze aber auch die komplette Infrastruktur und die Gebäude auf den Golfanlagen müssen unter die Lupe genommen werden, um zu verhindern, dass bei Extremwettervorfällen in der Zukunft Schäden auftreten. Fragt man Experten nach ihrer Einschätzung der aktuellen Resilienz-Situation auf Golfplätzen in der deutschsprachigen Region, fällt die Bilanz allerdings eher unerfreulich aus.
„Wir hatten in Deutschland 2024 zwar keine großen Versicherungsschäden, aber der Investitionsstau gerade im Gebäudebereich ist zum Teil enorm“, beklagt Versicherungs-Experte Robert Paas. „Das reicht von falsch isolierten elektrischen Leitungen über marode Rohrleitungen bis zu fehlendem Hochwasserschutz.“ Dieser Investitionsstau könne am Ende auch dazu führen, dass sich Versicherungen komplett aus dem Golfmarkt verabschiedeten, um hohen Kosten zu entgehen.
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Ähnlich sieht das auch Sven Weinberger, der als Sales Manager für Rainbird, weltweit der führende Spezialist für Beregnung im Golfmarkt, Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Niederlande betreut. Er verzeichnet auf vielen Anlagen einen Wartungsstau, der dazu führe, dass Regner, Leitungen und Pumpen mit der Zeit immer mehr verkommen. „Irgendwann ist das System dann so alt, dass man es komplett ersetzen muss. Das ist wie bei einem alten Auto, das nicht mehr über den TÜV kommt. Da macht man auch keinen Ölwechsel mehr.“ Komplette neue Beregnungsanlagen aber könnten sich viele kleinere Golfanlagen kaum leisten. Diese Situation lässt sich laut Weinberger durch ein konsequentes Wartungs- und Renovierungssystem durchaus verhindern. „Wer sich einen Plan macht und jedes Jahr ein bis drei Grüns auf einen neuen Regnerstand bringt, verhindert, dass plötzlich alles ausgetauscht werden muss.“
Ein Konzept für den richtigen Umgang mit Extremwetter vermisst auch er. Schließlich müsse das Beregnungssystem einer Golfanlage in der Lage sein, einerseits bei Dürre punktgenau zu bewässern, andererseits bei starken Niederfällen aber eben auch schnell das Wasser von den Spielbahnen zu bringen. „95 % der Anlagen sind nicht auf Extremwetter vorbereitet“, lautet seine Bilanz.
Eine Einschätzung, die der Golfplatz-Designer Thomas Himmel teilt. „Das Thema Trockenheit ist in den vergangenen zwei Jahren bei vielen Golfanlagen aufgrund der häufigen Niederschläge wieder in den Hintergrund gerückt er“, stellt er fest. „Grundsätzlich muss man mit Hilfe von ausreichend großen Bewässerungsteichen in Kombination mit einem effektiven Beregnungs- und Drainagesystem aber daran arbeiten, dass Golfanlagen sowohl bei zu viel als auch bei zu wenig Wasser gut funktionieren.“
Alle drei Experten weisen an dieser Stelle auf die Notwendigkeit einer mittel- bis langfristigen Strategie sowohl für den Platz als auch für die Gebäude auf der Anlage hin. „Das kurzfristige Reparieren führt nur zu größeren Schäden“, stellt Paas hin.
Mit Blick auf die Schadensbilanz der Munich Re und die Bilanzen des Deutschen Wetterdienstes sowie des Copernicus Climate Change Service fällt der Blick in die Zukunft nicht schwer: Ob es 2025 in Europa oder den USA zu heiß oder zu nass wird, lässt sich im Moment nicht sagen. Sicher ist nur: Die Extremwetter häufen sich – und sie kosten Geld, wenn man nicht darauf vorbereitet ist.