EcoAthletes Golferin Rebecca Becht: „Ich bin definitiv der Exot“
Die Belgierin Rebecca Becht spielt für die Nationalmannschaft Belgiens und studiert in den USA an der Stanford University. Sie ist eine von drei Golferinnen, die zu den EcoAthletes gehören. EcoAthletes ist eine amerikanische Non-Profit-Organisation, die 2020 von Lew Blaustein mit dem Ziel gegründet wurden, Sportler für die Brisanz des Klimawandels zu sensibilisieren. Insgesamt haben sich 111 EcoAthletes Champions mit insgesamt 1,6 Millionen Social Media Followern unter dem Dach der Organisation versammelt. Golfer/innen gibt es allerdings nur drei.
Was hat Dich an den EcoAthletes gereizt?
Ich fand es von Anfang an total cool. Es gibt jeden Monat Workshops, zum Beispiel über nachhaltige Mode. Das ist für uns Athleten ein wirklich wichtiges Thema, weil wir so viele Klamotten bekommen. Außerdem gibt es jeden Monat Community Chats, in denen wir über Nachhaltigkeit reden oder bei denen Experten über ein Thema informieren. Es gibt ganz viele Athleten aus unterschiedlichen Altersklassen, manche sind Profis, manche nicht. Alle haben unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Erfahrungen.
Sind Sportler von Sportarten, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, stärker engagiert?
Es gibt bei EcoAthletes sehr viele Wintersportler, was aber Sinn macht, weil die natürlich stark mit dem Thema zu tun haben.
Wo fällt Dir denn auf, dass der Golfsport vom Klimawandel betroffen ist?
Wir haben hier in Kalifornien diese extrem starken Feuer, und außerdem war zu Beginn des Jahres der Regen so stark, dass wir gar nicht Golf spielen konnten. Die Auswirkungen des Klimawandels sind zwar nicht so stark wie bei den Wintersportarten, aber wir merken es auch.
Studierst Du in Stanford ein Fach, das in die Thematik Nachhaltigkeit fällt?
Ja, es heißt Earth Systems. Ich bin auf dem Human Environmental Systems Track. Also sehen wir uns Sustainability von der menschlichen Seite aus an, politisch, ökonomisch, sozial. Mein Studiengang gehört in Stanford zur Doerr School of Sustainability. Nächstes Jahr bewerbe ich mich als Teil meines Earth System Major für das Honor’s Program und kann mich dann ein Jahr lang um eine Recherche für ein Nachhaltigkeits-Projekt kümmern.
Allerdings muss ich sagen, dass es schwierig ist, noch neben dem Studium Nachhaltigkeits-Projekte zu realisieren. Ich würde gerne mehr machen, aber ich muss es ja mit Golf und Lernen kombinieren. Das ist schwierig. Deshalb versuche ich, bei allen kleinen Sachen, die ich im Leben mache, etwas zu bewirken. Das ist das Gute an EcoAthletes. Das Programm ist für Athleten gemacht, die wenig Zeit haben und oft gestresst sind, aber kontinuierlich zum Kampf für die Nachhaltigkeit beitragen wollen.
Wie kommt denn Dein Engagement bei Deinen Teamkolleginnen an?
Ich bin definitiv der Exot, was manchmal sehr frustrierend ist. Wenn Lichter einfach angelassen werden oder es nicht recycelt wird, dann frustriert mich das. Ich versuche dann, kleine Hinweise zu geben, aber das ist nicht immer leicht. Auf der anderen Seite kann man natürlich viel bewirken und einen Unterschied machen. Allerdings muss man sagen, dass Kalifornien generell das Thema Nachhaltigkeit schon wichtig nimmt und Stanford auch.
Spiegelt sich der Nachhaltigkeitsansatz denn auch wider, wenn das Stanford-Golfteam auf Turnierreise geht?
Ja, ich denke schon. Wir haben zum Beispiel alle wiederauffüllbare Flaschen. Statt Mini-Packungen mit Studentenfutter kaufen wir die ganz großen Boxen und packen dann um in kleine Behälter. Auf der Driving Range von Stanford gibt es auch Recycling-Behälter. Das Ganze ist nicht für alle Spielerinnen im Team so wichtig wie für mich, und ich gehe den anderen dann auch manchmal etwas auf den Geist, aber insgesamt akzeptieren sie es und bemühen sich.
Das Mobilitätsthema im Golf ist der schwierigste Punkt. Wie reist Ihr denn als Team und diskutiert Ihr die Problematik?
Es wird nicht direkt diskutiert. Grundsätzlich spielen wir sehr viel in Kalifornien und da fahren wir immer mit dem Auto. Wenn wir fliegen, dann ganz normal Economy.
Hast Du schon Profiturniere gespielt? Und hattest Du den Eindruck, dass das Nachhaltigkeits-Thema bei den Proetten präsent ist?
In Europa habe ich einige LET-Access-Turniere gespielt und ja, ich habe den Eindruck, dass das Thema in der ganzen Golfwelt viel wichtiger geworden ist. Die R&A findet das auch total wichtig und engagiert sich viel in diesem Thema.
Welches Thema ist für Dich persönlich am schwersten umzusetzen?
Ich finde es generell schwierig, anderen Leuten nett und respektvoll zu sagen, dass es andere Möglichkeiten gibt. Ich musste das lernen, als ich in Amerika angekommen bin. Natürlich mag es keiner, wenn man ihm erklärt, dass er etwas „falsch“ macht. Ich habe gelernt, wie man Menschen die Dringlichkeit des Themas vermitteln kann, ohne herablassend zu erscheinen oder jemandem Sachen aufzuzwingen. Ich möchte keinem sagen, wie er etwas machen sollte, aber möchte hilfreich sein, wenn jemand versucht nachhaltigere Lifestyle-Optionen zu finden.
Fühlen sich die Leute ertappt?
Ja das stimmt schon. Ich kann zum Beispiel nicht einfach sagen: In Europa machen die Leute das schon; wieso könnt Ihr das hier nicht machen? Das tut dem Angesprochenen weh. Da muss ich immer noch dazulernen und mich an jede Person anpassen. Ich lerne jeden Tag was Neues dazu.