Golf und die Umwelt – für beides hat sich die Tschechin Sará Kousková schon als Kind interessiert. Nach ihrem Studium an der University of Texas wechselte sie auf die Ladies European Tour. Zuhause ist Sie in Prag, von dort aus reist sie zusammen mit ihrem Freund, der auch ihr Caddie ist, von Turnier zu Turnier. Wir haben Sará Kousková beim Amundi German Masters in Berlin getroffen. Als Mitglied des Amundi Team Europe, dem sie angehört, hat sie dort bereits zum zweiten Mal gespielt. Zur Gemeinschaft der EcoAthletes gehört sie seit Ende 2023. Zu der internationalen Vereinigung von Sportlern aus allen Bereichen gehören zahlreiche Weltmeister und Olympiasieger. Sará Kouskova ist aber die einzige Vertreterin aus dem Bereich des Profigolfs.
Sará, warum bist Du Mitglied der EcoAthletes geworden?
Kouskova: Ich wurde von meiner Kollegein Inja Fric und meiner tschechischen Freundin Patrice auf die EcoAthletes angesprochen und dachte mir, es sei eine tolle Gruppe. Es ist schön, durch die Informationen auf dem Laufenden zu bleiben und unter Gleichgesinnten zu sein. Ich habe in Amerika studiert und das Leben dort war sehr stark konsumorientiert. Deshalb wollte ich nach dem Studium zurück nach Europa, um zurück zu meinen Wurzeln zu kommen. Und Europa, denke ich, ist gut darin, viele nachhaltige Initiativen voranzutreiben.
Golf ist eine der Sportarten, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind. Spürst Du die Folgen während Deiner Arbeit als Golfproette?
Kouskova: Ich bewege mich noch nicht so lange in dem Profiumfeld und habe noch nicht den ganzen Einblick, wie sich die Plätze oder die Turniere verändern. Aber man sieht natürlich, dass es viel mehr Unwetter gibt. Was die Golfplätze betrifft, vor allem im Hinblick auf die neuen EU-Verordnungen über Pestiziden und so weiter, denke ich, dass viele Golfplätze ihre Strategie anpassen müssen, um den Golfplatz in Schuss zu halten. Wir haben letztes Jahr in Belgien und den Niederlanden gespielt, und und dort gibt es großartige Beispiele dafür, wie man Golfplätze auf gute Art und Weise pflegt. Manchmal erkennt man schon jetzt auf den Golfplätzen den Unterschied, den der Klimawandel macht. Die Plätze sind zum Beispiel ein bisschen trockener, aber ich denke, das ist eines der Dinge, auf die wir uns einstellen und als Spieler akzeptieren müssen.
Auf der Ladies European Tour, spielst Du auch Turniere außerhalb Europas, wo das Verständnis von Nachhaltigkeit anders sein kann, in Saudi-Arabien zum Beispiel.
Kouskova: Ja, wir fänden es generell gut , wenn sich die Plätze auf mehr Nachhaltigkeit einstellen würden, aber dann spielen wir an Orten wie Riad in Saudi-Arabien. Das war früher ein Ort in der Wüste, und jetzt ist es ein grüner Platz, und es gibt so viel Wasser, das dort aufgestaut wird und und ich glaube nicht, dass es aufgestautes Wasser aus Fließgewässern ist. Wir stoßen hier eben an viele Grenzen: Einerseits entwickelt sich Frauengolf als Sport weiter, aber es gibt auch Schwierigkeiten auf unserem Weg. Wir brauchen eine Finanzierung. Wenn wir Sponsoren wie Aramco ablehnen, wo würden wir dann spielen? Ich als Spielerin will einerseits keine Veranstaltung unterstützen, die von einem Ölkonzern oder Hersteller fossiler Brennstoffe gesponsert wird, aber andererseits muss ich meinen Lebensunterhalt verdienen Es gibt also Vor- und Nachteile, die wir abwägen müssen.
Nachhaltigkeit ist nicht immer ein einfaches Thema, wie du gerade gesagt hast. Sprechen die Spielerinnen auf der LET darüber?
Kouskova: Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit. Das ist ein Thema, das alle Bereiche unseres Lebens betrifft, nicht nur die Natur. Ich betrachte es also als eine Lebenseinstellung, und ich kenne einige der Skandinavierinnen, die bei diesem Thema ähnlich denken.
Gibt es Bemühungen der LET, nachhaltiger zu werden?
Kouskova: Ja, gestern habe ich mich zum Beispiel sehr gefreut: Die LET hat jetzt ein Nachhaltigkeitsteam, dem ein Vertreter aus jeder Abteilung aus dem inneren Stab angehört. Einige Spielerinnen haben das Thema ein wenig angeschoben. Ich denke, wir müssen auch die Turnierveranstalter etwas drängen. Alle sollten voneinander lernen. Die Veranstalter könnten Ressourcen von Turnieren gemeinsam nutzen. Die LET ist auch auf dem Weg, fast völlig papierlos zu werden, was wirklich toll ist. Und natürlich gibt es die Partnerschaft mit der GEO Foundation und John Deere. Das sind großartige Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Die LET kommuniziert auch viele soziale Initiativen, wie zum Beispiel die Golfkurse, die wir für Kinder und Mädchen durchführen, die Golf spielen wollen. Das ist alles großartig. Ich denke, es muss nur noch schneller und intensiver vorankommen.
Als Profisportler muss man viel reisen….
….ja nach Australien zum Beispiel (sie schüttelt den Kopf)
Wie versuchen Sie, diesen Konflikt zu lösen?
Kouskova: Einer der Gründe, warum ich dieses Jahr nicht zum Turnier in Korea geflogen bin, war auch, dass ich nicht noch einen Flug nehmen wollte, der nur für ein Turnier hin und zurück geht. Ich bin zwar nach Australien geflogen, aber es war ein Hin- und Rückflug aus den USA und es gab mehrere Turnierstationen. Es war also eine Art Rundtour. Wenn ich zuhause bin, bin ich natürlich viel mit dem Fahrrad unterwegs. Und ich konzentriere mich auf andere Themen – auf Mülltrennung zum Beispiel. Das war von klein auf ein bisschen meine Leidenschaft. Ich versuche, im Voraus zu denken, um am Ende keinen Restmüll zu produzieren. Und ich verwende viele Dinge aus recyceltem Material, egal ob Einkaufstüten oder Kosmetikpads zum Beispiel. Wenn ich reise, nehme ich meine Wasserflasche, meinen Kaffeebecher und mein Besteck mit. Das ist manchmal nicht einfach. Die Sicherheitskräfte am Flughafen haben mir zum Beispiel in Saudi-Arabien und Hongkong Messer und Gabel weggenommen. Dann merkt man, wie man an seine Grenzen stößt, weil alle fragen: Warum reist Du mit Deinem Besteck? Ich sage ihnen dann: Ich brauche kein Plastikbesteck. Ich versuche einfach, Abfall so weit wie möglich zu reduzieren.
Profis müssen immer die neueste Golfmode tragen – wie stehst Du dazu?
Kouskova: Das möchte ich in Zukunft gerne reduzieren, indem ich jedes Jahr nur ein paar
neue Teile nehme. Allerdings ist es ja quasi meine Uniform und nach einer Saison ist sie ziemlich abgenutzt. Nach dem College gab es eine Zeit, in der ich noch eine Menge
Kleidungsstücke vom College-Golfteam hatte. Ich hatte eine Zeit lang keinen Bekleidungssponsor und habe dann weiterhin meine College-Sachen getragen.
Wie wählst Du Deine Sponsoren aus?
Kouskova: Ich versuche, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die ähnlich denken wie ich, wie zum Beispiel Tipsport. Sie haben eine Stiftung und pflanzen Bäume, was eine tolle Sache ist. Oder Amundi: Amundi hat eine ESG-Strategie und informiert die Menschen über Finanzen und die soziale Struktur des Geldes. Das ist für mich auch ein Teil des Nachhaltigkeitsthemas.
Zuhause in Prag trainierst Du auf dem Platz von Oaks Prague. Wie nachhaltig ist der Platz?
Kouskova: Auf dem Platz wird sehr auf das Wassermanagement geachtet, man sammelt sehr viel Wasser. Gerade das ist sehr wichtig, und Golfplätze machen das oft besser als die Landwirtschaft.
Angenommen Du bist eine Woche CEO der LET und kannst zwei Nachhaltigkeitsprojekte starten? Wofür entscheidest Du Dich?
Kouskova: Eines wäre die Standardisierung für Turniere. Es könnte viel mehr Material
transportiert und bei Veranstaltungen wiederverwendet werden. Wir brauchen auch
keine Plastikflaschen bei Turnieren, sondern nur große Wasserbehälter an jedem
Loch, um unsere eigene Flasche aufzufüllen. Das Catering sollte hauptsächlich von lokalen
Anbietern stammen. Wir sollten also für jedes Turnier eine Checkliste aufstellen, die sicherstellt, dass wir unseren Ressourcenverbrauch minimieren. Das wäre das erste Projekt Nummer. Das zweite Projekt wäre die Aufklärung der Spieler über alles, was im Hintergrund eines Golfplatzbetriebes abläuft. Das müssten wir in den Medien und in der Öffentlichkeit stärker hervorheben. Das fände ich beides gut.