CO2-Rechner ermittelt Eckpunkte für mehr Klimaschutz
Wie sieht die CO₂-Bilanz einer durchschnittlichen Golfanlage aus und was lässt sich aus den ermittelten Zahlen lernen?
Diese Fragestellung beherrschte das Resümee zum Pilotprojekt CO₂-Rechner für Golfanlagen, das der Bayerische Golfverband in den vergangenen Monaten mit dem Unternehmen MyClimate und fünf Anlagen durchführte. Das Interessante daran: Nachdem international oder auch deutschlandweit kein allgemeingültiger CO₂-Rechner vorliegt, der ein internationales Benchmarking ermöglicht, bedeutete das Pilotprojekt auch eine erste Ausarbeitung eines für Golfanlagen möglichen Prozesses. Folgende Ergebnisse, so Alina Feucht von bei MyClimate, seien dabei wesentlich:
- „Der Bereich Scope 3 ist im Sport generell einer der größten Verursacher von CO₂. Es wäre fatal, ihn zu vernachlässigen.“ Das gilt demnach auch für den Golfsport. Die Ergebnisse der Golfanlagen zeigen, dass gerade Scope 3 mit dem kompletten Sektor Mobilität der Golfer der größte Hotspot in der Analyse ist.
- Die Datenerfassung für die Golfanlagen erweist sich im ersten Jahr einer CO₂-Analyse als größter Stolperstein. Dies, so Feucht, sei nach Erfahrungen mit Bundesligavereinen aus dem Fußball oder dem Eishockey, aber auch in anderen Sportarten überall gleichermaßen der Fall.
- Das Pilotprojekt ergab für die fünf beteiligten bayerischen Golfanlagen einen CO2e-Wert zwischen 124 Tonnen und 238 Tonnen. Der Wert pro Golfrunde variierte zwischen 10 und 20 kg CO2e. „Eine Vergleichbarkeit ist aber nur sehr bedingt möglich und auch für ein Benchmarking ist es noch zu früh“, so das Fazit von Feucht. Stattdessen gehe es für die beteiligten Clubs nun darum, aufbauend auf den Ergebnissen, den Klimaschutz in das eigene Geschäftsgebahren miteinzubinden.
Mit Blick auf die Ergebnisse lassen sich aber durchaus To-dos für die Golfanlagen ermitteln. „Am Ende geht es doch darum, dass wir besser werden“, stellte Korbinian Kofler als Geschäftsführer des Wittelsbacher Golf Clubs fest, „selbst wenn das nur heißt, dass wir nun Stromzähler im Greenkeepingbereich einbauen.“ Auch dieser Punkt gehörte nämlich zu den Erfahrungen des Pilotprojektes: Die exakte Aufgliederung des Strom- und Wärmeverbrauchs in die einzelnen Bereiche der Golfanlage war nicht immer möglich.
„Jetzt haben wir einfach mal die Zahlen vor Augen und können damit arbeiten“, bestätigte auch Bernd Dürrbeck als Präsident des GC Herzogenaurauch. „Ich finde es cool, dass man das jetzt mal genau sieht und man sich bei der nächsten Entscheidung im Vorstand zu Bauvorhaben oder Investitionen auch davon leiten lassen kann.“ Neuanschaffungen für den Fuhrpark oder das Greenkeeping können nun unter dem Klimaaspekt betrachtet werden.
Beim Thema Mobilität zweifeln viele Golfanlagen dabei offenbar an ihren Möglichkeiten. Wie, so lautet eine häufig gestellte Frage, kann die Verwaltung oder das Präsidium einer Golfanlage die Mobilität der Spieler beeinflussen? „Wichtig ist, dass Sie die Community mitnehmen und attraktive Anreize schaffen“, stellte Feucht fest. Die Bildung von Fahrgemeinschaften bei Turnierspieltagen sei dabei nur ein Schritt in die richtige Richtung.
Für den Golfbereich sei der Start in die CO₂-Erfassung deshalb nach Ansicht von MyClimate, die auch mit der Deutschen Fußball Liga und der Deutschen Eishockey Liga CO₂-Rechner und Projekte umsetzen, ein ausgesprochen positiver Punkt: „Der Anspruch für den einzelnen Club ist es nicht, etwas perfekt zu machen, sondern sich überhaupt mit der Thematik zu befassen.“