Biodiversitäts-Lexikon: O wie Organisches Material
Organische Substanz, das ist das unsichtbare Leben, über das wir alle zu Hause im Garten, in einem Park oder eben auch auf einem Golfplatz gehen. Sie ist die Grundlage für Bodenfruchtbarkeit und Lebensvielfalt. Organische Substanz besteht aus abgestorbenen Pflanzenresten, Mikroorganismen und deren Zersetzungsprodukten – kurz gesagt: aus allem, was einmal gelebt hat.
Sie speichert Wasser, bindet Nährstoffe und sorgt dafür, dass Pflanzen auch in trockenen Zeiten wachsen können. Organische Substanz wirkt wie ein Schwamm, der Feuchtigkeit aufnimmt, aber auch wieder abgibt. Gleichzeitig dient sie Milliarden von Bodenlebewesen als Nahrungsquelle – von Bakterien und Pilzen bis zu den Regenwürmern. Sie zersetzen Pflanzenreste, bauen sie in den Boden ein und verwandeln sie in Humus.
Und hier fängt es an im Golfsport schwierig zu werden. Grundsätzlich gilt nämlich nicht: Je mehr organische Substanz desto besser. Vielmehr geht es speziell auf den Grüns um die richtige Mischung mit anderen Substanzen, etwa Sand, und um den richtigen Anteil an organischem Material. Gerade auf den Grüns wächst der Rasen unter extremen Bedingungen. Er ist dicht, wird sehr kurz gehalten, die Belastung ist hoch und er wird intensiv gepflegt. Hier entscheidet die richtige Balance der organischen Substanz über die Qualität der Oberfläche.
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Laut der USGA Green Section und STERF, die sich in den USA und Europa wissenschaftlich mit Golfplatzpflege beschäftigen, ist etwas organische Substanz in Grüns wichtig. Sie hält den Boden lebendig, unterstützt die Wurzelbildung und hilft, Wasser zu speichern. Doch zu viel davon – besonders in den obersten Zentimetern – kann problematisch werden. Dann bildet sich eine schwammige Schicht, die Wasser zurückhält und die Oberfläche weich macht. Die Folge: Bälle springen unregelmäßig, Algen können sich bilden und der Rasen wird anfälliger für Krankheiten.
Deshalb versuchen Greenkeeper, die Menge dieser Substanz sorgfältig zu steuern. Dazu gehört auch ein regelmäßiger „Gesundheits-Check“ des Bodens: Bodenproben zeigen, ob die organische Substanz im optimalen Bereich liegt. Wenn sie zunimmt, wird feiner Sand eingearbeitet, um sie zu verdünnen – ein Prozess, der als Topdressing bekannt ist. Auch das Belüften des Bodens hilft, damit Sauerstoff zu den Wurzeln gelangt und Zersetzungsprozesse aktiv bleiben.
Für Golfer selbst ist das Thema meist unsichtbar – doch sie spüren die Folgen bei jedem Putt. Feste, gleichmäßige Grüns sind kein Zufall, sondern das Ergebnis sorgfältiger Arbeit mit und an der organischen Substanz.