2. Phase von GolfBiodivers im Golfverband Schleswig-Holstein
Kleine Körnchen verteilen sich schön gleichmäßig auf dem Boden. Es ist das Saatgut, das auf dem Golfplatz von Gut Wulfsmühle im Rahmen des Projektes GolfBiodivers für eine Aufwertung von Flächen jenseits von Fairways und Greens sorgen soll. GolfBiodivers ist ein sechsjähriges Forschungsprojekt mit den vier Universitäten Münster, Kiel, Freiburg und TU München und insgesamt 64 Golfanlagen, das vom Bundesamt für Naturschutz gefördert und vom Deutschen Golf Verband durchgeführt wird. Mit dabei aus dem Golfverband Schleswig-Holstein sind zum Start auch die Golfanlage Gut Wulfsmühle, der GC Kitzeberg und der Marine GC Sylt.
Dabei ist gerade die Ansaat der Flächen auf den insgesamt 16 Golfanlagen, die an der ersten Phase des Projektes zur Förderung der Artenvielfalt auf Golfplätzen teilnehmen, komplex. Sie setzt sich zusammen aus der Auswahl der relevanten Flächen, der Bestimmung des regional optimalen Saatgutes, der richtigen Vorbereitung des Bodens und fachgerechten Durchführung der Einsaat. Ein jeder der Schritte kann dabei keineswegs allein von den Wissenschaftlern durchgeführt werden, sondern beinhaltet die Kooperation der Golfanlage.
Standard-Prozesse auf allen Golfanlagen
Auf der einen Seite gelten für Wulfsmühle die gleichen Standards wie für alle anderen Teilnehmer des Forschungsprojektes: Auf jeder der beteiligten Golfanlagen werden Blühflächen, Wiesenkräuterflächen und hohe Saumflächen entlang von Hecken, Büschen oder Waldrandbereichen angelegt. Auch die Grammzahl des Saatguts pro Quadratmeter ist immer identisch, im Falle der Blühflächen ist es jeweils ein Gramm Saatgut, das ausgebracht wird, immer aufgemischt mit zehn Gramm Maisschrot. Nachdem das Saatgut zur Sorte der Lichtkeimer gehört, liegt es an der Bodenoberfläche auf und wird dort festgewalzt. Vor der Einsaat werden alle Flächen sehr tief abgemäht, durchgefräst und nach der Einsaat gewalzt. Auch die digitale Dokumentation der Flächen ist auf allen Anlagen einheitlich.
Das Wetter als große Variable
Trotzdem aber sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Golfflächen hoch. Bodenbeschaffenheiten variieren genauso wie Niederschlagsmengen. Eine Ansaat im GC Kitzeberg und Marine GC Sylt war bis Mitte November aufgrund der extremen Nässe im Norden Deutschlands nicht möglich. Eingesät werden konnte nur auf der Golfanlage Gut Wulfsmühle.
Auch der Pflanzenbestand auf jeder der Flächen variiert: Mal finden sich reine Brennesselbereiche gerade an Waldrändern, mal ist aber tatsächlich bereits eine relativ hohe Vielfalt an Pflanzen gegeben. Durch das Umbrechen und Fräsen des Bodens werden die vorhandenen Pflanzen möglichst weitgehend entfernt, so dass sich das Saatgut gut durchsetzen kann.
Das Golfspiel steht weiter im Mittelpunkt
Dazu kommt der Golfer, dessen Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen. Auch auf der Golfanlage Gut Wulfsmühle stand bei der Auswahl der Flächen für das Projekt GolfBiodivers die Frage im Mittelpunkt, ob dadurch der normale Spielbetrieb beeinträchtigt werde. Eine Einschränkung bei der Fairwaybreite zum Beispiel kam nicht infrage. Aufgrund der extrem großen Flächen, die Golfplätze aber bieten, fanden sich auch hier ausreichend Bereiche, auf denen eine Aufwertung möglich ist, ohne dass der Golfer mehr Bälle im zu hohen Rough verliert.
Natur erlebbar machen
Spannend ist der Ausblick ins nächste Frühjahr. Noch sehen die bearbeiteten Flächen auf dem Golfplatz eintönig braun aus. Das allerdings wird sich früh ändern. Ein Teil der alten bestehenden Pflanzen wird mit dem neuen Saatgut konkurrieren, sobald das Wachstum beginnt. Dabei werden die Rosetten der neu eingesäten Wiesenkräuter zum Beispiel so niedrig sein, dass man die Blätter der alten Gräser oder Brennnesseln im Frühjahr gut abmähen und abtragen kann. Das neue Saatgut erhält so die Möglichkeit, sich gut weiterzuentwickeln. Die Zielsetzung dabei ist klar: Der Golfplatz soll ganzjährig ein Blühangebot für Tiere und Insekten bereithalten. Nicht allein die Vielfalt der Pflanzen wächst, sondern dadurch auch die Vielfalt an Tieren und Insekten. Dadurch wiederum steigt das Naturerlebnis für den Golfer. Am Ende bleiben eben nur Gewinner.