Rotmilan schätzt Golfplatz als seinen Lebensraum
Er ist ein Kandidat für die Wahl zum „Vogel des Jahres 2021“ – zumindest aus Sicht der Golfer: Der Rotmilan, der auf der sogenannten Vorwarnliste der Rote Liste-Arten steht, hat mit zahlreichen deutschen Golfanlagen seinen Lebensraum gefunden und brütet dort sogar zum Teil.
Und: Den Rotmilan könnten Sie auch bei Winterrunden am Himmel über dem Golfplatz sehen. Der etwa 65 cm große Greifvogel, der es auf gut 1,60 Meter Spannweite bringen kann, ist in Deutschland im Winter nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung mit etwa 1000 bis 1200 Tieren vertreten, die hier überwintern. Die deutschen Rotmilane dagegen, die weiter nach Süden ziehen, kommen meist im März zurück.
Golfplätze bieten mehr Nahrung
Golfplätze haben sich inzwischen als wesentlicher Lebensraum für den eleganten Thermiksegler entwickelt, der auf intensiv genutzten landschaftlichen Flächen Probleme hat, seinen Nachwuchs groß zu ziehen. Auf eintönigen Grünlandflächen gibt es meist nicht genügend kleine Säugetiere oder Aas, das seine Nahrung ausmacht.
Hier bilden Golfplätze eine wichtige Alternative: Die großen Flächen mit Hecken, Büschen, kleinen Waldbereichen, aber auch Wiesen oder Wasserflächen sorgen für reichlich Nachschub, was die Nahrung anbelangt. Mäuse und andere kleine Nagetiere wie der Feldhamster oder der Maulwurf sind gerne genommen, aber auch kleinere Vögel wie Drosseln und Stare frisst er. Selbst Regenwürmer sammelt er auf. Meist lässt sich der Lebensraum sogar noch verbessern, wenn auf Teilen der Golfanlage auch Pferde oder Schafe unterwegs sind, deren Haltung wiederum zu einer größeren Anzahl anderer kleiner Säugetiere führt.
Bestand auf Golfplätzen wächst zum Teil sogar
Die Berührung mit Menschen oder Häusern scheut der Rotmilan nicht. Im Gegenteil: Nachdem der Vogel auch Aas oder Abfälle akzeptiert, findet man sie generell immer wieder im Umfeld von Dörfern oder Häusern. Der perfekte Golfplatz-Vogel also, der in den großen Wasserhindernissen der Golfplätze eben auch Fische findet oder ab und an ein anderes Vogelnest plündert. Sein eigenes Nest wirkt auf den ersten Blick übrigens oftmals chaotisch: Ob Plastiktüte oder Golfball – der kräftige Greifvogel sammelt eben gerne.
Auf Deutschlands Golfplätzen sieht man ihn vergleichsweist oft, egal ob zum Beispiel in Burg Overbach oder in Wiesensee, in Lauterhofen oder Wörthsee – um nur einige Beispiele zu bringen. Im GC Lauterhofen hat der Vogel es sogar bis ins Clublogo geschafft. Und: Ornithologische Erhebungen auf dem Gelände haben einen wachsenden Bestand der Vögel im Raum der Golfanlage ergeben, die hier auch brüten.
Wahl zum „Vogel des Jahres“ 2021 beginnt
Über die Website des NABU kann in diesem Jahr erstmals jede/r einen Vogel für die Wahl zum Vogel des Jahres nominieren. 2021 ist die Wahl erstmals öffentlich, was auch damit zu tun hat, dass der NABU das 50jährige Jubiläum der Auszeichnung begeht. Der Rotmilan wäre also ein Kandidat – allerdings mit keinen allzu großen Chancen, weil er schon 2000 „Vogel des Jahres“ war. Für die Golfer unerheblich. Für sie bleibt der große Greifvogel am Himmel während einer Golfrunde ein optischer Genuss.